Ein Jahr bedingt

Zwölf Autos angezündet: „Hatte viele Sorgen“

Gericht
11.08.2025 15:21

Bis zu zehn Meter hoch schlugen die Flammen beim Donaustädter Mühlwasser – und das Anfang des Jahres beinahe jede Woche. Ein 34-jähriger Akademiker trieb sein Unwesen und steckte zehn Autos in Brand, zwei weitere wurden mit beschädigt. Der Grund, den der Wiener im Landl nennt: „Zukunftsängste und Zurückweisung“.

Unheimliche Brandserie in Wien-Donaustadt: Beinahe jede Woche stand dort Anfang des Jahres in der Nähe des Mühlwassers ein Auto in Flammen. Von Jänner bis 31. März mussten die Bewohner dort regelrecht um ihre auf der Straße geparkten Fahrzeuge zittern – die Auswahl schien wahllos. 

Mit Brandbeschleuniger und Feuerzeug bewaffnet
Und das war sie auch, wie ein 34-jähriger Akademiker im Landesgericht Wien jetzt zugibt. Das Motiv könnte banaler nicht sein: „Er war in einer sehr schwierigen Situation. Er hat seinen PhD in Mikrobiologie mit Ach und Krach bestanden, hat dann aber keine Arbeit gefunden“, erklärt seine Verteidigerin. Da sei dem gebürtigen Wiener nichts Besseres eingefallen, als in der Nacht, bewaffnet mit einem Notfallhammer, Brandbeschleuniger und einem Feuerzeug, durch die Gassen zu streifen – und Autos anzuzünden.

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Die Kombination aus Zukunftsängsten und ständiger Zurückweisung wirkt sich nicht gut aus.

Angeklagter Akademiker (34) über seine Situation

„Ich hab‘ mich sehr viel beworben, über ein Jahr sogar. Die Kombination aus Zukunftsängsten und ständiger Zurückweisung wirkt sich nicht gut aus“, versucht der weiterhin Arbeitslose, der mittlerweile in Psychotherapie ist, zu erklären. Einen genauen Grund, warum er ausgerechnet die Scheiben von Fahrzeugen einschlug und diese in Brand setzte, konnte er nicht nennen. „Ich hatte zu der Zeit so viele eigene Sorgen, so genau hab‘ ich mir das auch nicht überlegt“, antwortet er auf die Frage, ob er sich über die Gefahr für Einsatzkräfte und besonders das Schadensausmaß bewusst war. 

Über 100.000 Euro Schaden
Denn das war erschreckend hoch: „Es ist exorbitant, dass man weit über 100.000 Euro an Schaden verursacht“, so Richter Philipp Krasa. Eine Diversion kommt für ihn deswegen überhaupt nicht infrage – auch, wenn der Angeklagte den Großteil des Schadens bereits bezahlt hatte. „Sie haben hier etwas ziemlich Verrücktes gemacht“, rügt Herr Rat den 34-Jährigen. Ein Jahr bedingte Haft wegen schwerer Sachbeschädigung sieht er als angemessen – nicht rechtskräftig.

Von einer Weisung sieht Krasa ab: „Ich vertraue Ihnen, dass Sie so intelligent sind, dass Sie die Psychotherapie selbstständig weitermachen.“ Eine alte Dame in der ersten Reihe des Verhandlungssaales – ihr Mercedes brannte vollständig aus – fasst es treffend zusammen: „Nie wieder“, mahnt sie den Akademiker mit erhobenem Zeigefinger ...

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