Für 500 Millionen Euro nahm der steirischer Leiterplattenspezialist AT&S am Dienstag in Leoben-Hinterberg (Steiermark) auch offiziell sein neues Substratwerk in Betrieb. „Ein Leuchtturmprojekt für ganz Europa“, freut sich Vorstandschef Michael Mertin.
Krise! Welche Krise? Im abgelaufenen Geschäftsjahr verbuchte der Leobner Leitbetrieb AT&S einen operativen Cashflow von -75 Millionen Euro, musste ein Werk in Korea verkaufen (wodurch das Konzernergebnis auf 90 Millionen Euro stieg) und auch in der Steiermark Mitarbeiter abbauen. Dazu trat im Vorjahr völlig überraschend Vorstandschef Andreas Gerstenmayer zurück – außerdem verstarb im Dezember auch noch Miteigentümer und Aufsichtsratsvorsitzender Hannes Androsch.
Doch nun richtet man im Konzern mit weltweit rund 13.000 Mitarbeitern den Blick nach vorne – in eine wieder rosigere Zukunft. Ein zentraler Baustein dafür wurde am Dienstag in Leoben eröffnet. Mit dem neuen Werk Hinterberg 3 wurde ein neues Kompetenzzentrum für Forschung und Entwicklung und IC-Substrat-Produktion eröffnet. IC-Substrate verbinden, grob gesagt, die Mikrochips mit den Leiterplatten. „Jeder moderne Mikrochip, egal, ob in KI-Rechenzentren, grünen Kraftwerken oder Smartphones, braucht IC-Substrate als Schnittstelle zu Datenspeichern und Stromversorgung“, erklärt der neue Vorstandschef Michael Mertin.
Stolze 500 Millionen Euro hat man in das neue Werk investiert. Mehr als drei Jahre wurde daran gebaut – seit Februar läuft nun der Betrieb. „Ein klares und bewusstes Bekenntnis zum Standort Österreich“, stellt Mertin klar. Der gebürtige Deutsche gerät regelrecht ins Schwärmen, als er bei der offiziellen Eröffnung hochkarätige Gäste wie Wirtschaftsminister Wolfgang Hartmannsdorfer (ÖVP) durchs Werk führte: „Das ist ein Leuchtturm für ganz Europa! So eine Anlage gibt es außerhalb Asiens nirgends. Eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung auf 2200 Quadratmetern unter Reinraumbedingungen zu haben, ist überhaupt einzigartig.“
700 Mitarbeiter im Vollausbau
420 Mitarbeiter aus rund 30 Nationen arbeiten aktuell auf den neu errichteten, knapp 11.000 Quadratmetern. In der Endausbaustufe und bei Vollauslastung sollen es bis zu 700 sein. Ohne die Produkte aus Hinterberg funktionieren weder Handys, Autos oder Laptops noch Flugzeuge. Auch der Minister zeigte sich da begeistert: „Ein Festakt für die Innovationskraft der österreichischen Wirtschaft“, sagte Hartmannsdorfer. Und vor allem in Zeiten wie diesen ein echter Silberstreifen am trüben Wirtschafts-Horizont.
AT&S wurde 1987 gegründet. Heute ist man weltweit tätig, hat Werke in Indien (Nanjangud), China (Shanghai, Chongqing) und der Steiermark. In Leoben sind mehr als 1700 Mitarbeiter beschäftigt, in Fehring sind‘s rund 350. Weltweit arbeiten etwa 13.000 Mitarbeiter bei AT&S.
Für AT&S-Boss Mertin ist jedenfalls klar: „Europa muss gemeinsam weiter am Ball bleiben, die Konkurrenz schläft nicht. Wir können Europa nicht nur mit Waffen verteidigen.“
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