Erste Konsequenzen
Fall Maria: “Eltern” in Haft, Beamte suspendiert
Am Montag stellte der Bürgermeister der griechischen Hauptstadt, Giorgos Kaminis, vier leitende Standesbeamte vom Dienst frei. Das Auffinden des Mädchens am Donnerstag hatte große Unregelmäßigkeiten vor allem im Athener Standesamt aufgezeigt, wo das Kind erst in diesem Frühjahr unter Vorlage falscher Papiere angemeldet worden war.
Laut Medienberichten stieg die Zahl der nachträglich eingereichten Registrierungen von Geburten seit 2011 in Athen auf das Achtfache. Viele Anträge beträfen demnach mehr als ein Kind, oft sei der Vater unbekannt, und die meisten Antragsteller kämen aus Gemeinden mit großer Roma-Population.
Leibliche Mutter in Griechenland?
Die Suche nach der leiblichen Mutter verläuft unterdessen schleppend. Nach Angaben griechischer Medien soll sich die Frau derzeit sogar in Athen aufhalten. In den vergangenen Tagen hatten sich Behörden und Medien mit Spekulationen überschlagen - diese reichten von Aussetzung bis hin zu Kindesentführung bzw. zu illegaler Adoption durch jenes Paar, das sich als die Eltern der kleinen Maria ausgab. So meinte etwa die Anwältin des Paares, das Kind, das nach zahnärztlichen Untersuchungen nun als mindestens fünf Jahre alt eingestuft wird, sei von einer Ausländerin in Griechenland geboren worden. Ihre Mandanten hätten dann das Kind illegal adoptiert.
Roma-Paar in Untersuchungshaft
Am Montag mussten sich der Mann und die Frau vor dem Haftrichter verantworten. Dort behaupteten sie, ein Ehepaar aus Bulgarien habe ihnen das Kind anvertraut, weil es das Mädchen nicht großziehen habe können. Der Vorsitzende der Roma-Gemeinde, in der Maria lebte, bestätigte die Angaben: Babis Dimitriou sagte, das Kind stamme von einem bulgarischen Roma-Paar, das schon fünf Kinder gehabt habe. Das Paar habe in der Siedlung gelebt und sei nun "weg". Bis die Hintergründe des Falls geklärt sind, wird das Paar aber in Untersuchungshaft bleiben. Maria lebt jetzt in der Obhut der Kinderschutzorganisation "Das Lächeln des Kindes".
"Blonder Engel" von Farsala
Das Mädchen mit heller Haut, blonden Haaren und grünen Augen war in einem Lager der Stadt Farsala entdeckt worden. Die Ermittler waren auf das Kind aufmerksam geworden, weil sein Aussehen in keiner Weise mit dem seiner angeblichen Eltern übereinstimmte. DNA-Tests ergaben keine Übereinstimmung zwischen dem Erbgut des Mannes und der Frau und dem des Kindes. Die griechische Presse spricht im Fall Maria inzwischen vom "blonden Engel".
Wie der Rundfunksender Skai am Montag meldete, ging bei den griechischen Behörden genetisches Material aus mindestens acht europäischen Ländern ein. Es stamme demnach von Paaren, die hofften, dass Maria ihr vermisstes Kind ist. Auch ein Paar aus Thessaloniki, dessen Neugeborenes 2009 unter mysteriösen Umständen verschwunden war, bat um eine DNA-Untersuchung.
Indes teilte Interpol am Dienstagvormittag mit, dass eine von den griechischen Behörden an die Interpol-Zentrale in Lyon eingesandte DNA-Probe Marias nicht mit dem Erbgut von 606 weltweit vermissten Personen übereinstimmt, das Interpol vorliegt.
Florierender Babyhandel
Bulgarien und Griechenland sind seit einigen Jahren mit einem florierenden Babyhandel auf beiden Seiten der Grenze konfrontiert. Wohlhabende kinderlose Paare aus Griechenland lassen es sich bis zu 30.000 Euro kosten, um auf illegalem Weg an ein Kind zu kommen. Ein umstrittenes nationales Gesetz ermöglicht neben staatlichen auch private Adoptionen.
In Bulgarien selbst blüht laut Nichtregierungsorganisationen und staatlichen Stellen der Kinderhandel unter den oft mittellosen Roma-Clans. Hochschwangere Frauen werden überredet, ihr Kind zur Adoption freizugeben und zur Entbindung nach Griechenland gebracht. Die dort geborenen Babys werden an griechische Paare verkauft, wobei der Großteil des Geldes in die Taschen der Mittelsmänner wandert.
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