"Nur für Weiße"

Neonazis wollen Kleinstadt in den USA übernehmen

Ausland
23.09.2013 12:13
Die Neonazi-Gruppe U.S. National Socialist Movement hat die Kleinstadt Leith für sich entdeckt: Wo bisher gerade mal 24 Menschen wohnen, soll schon bald eine Stadt "nur für Weiße" entstehen. Nicht nur der einzige schwarze Einwohner der Stadt hat Angst - nun regt sich Widerstand gegen die Machtübernahme der Rassisten.

Bisher war es ruhig in Leith im US-Bundesstaat North Dakota, doch das könnte sich bald ändern. Schließlich haben die Neonazi-Führer Paul Craig Cobb (Bild) und Jeff Schoep die Stadt als neue "White Only"-Zentrale auserkoren. Er wolle Neonazi-Flaggen in der Stadt wehen sehen, so Cobb gegenüber CNN, die "weiße Kultur" solle gepflegt werden - und Minderheiten seien unerwünscht.

Vor zwei Jahren begann Cobb, die Kleinstadt unter seine Kontrolle zu bekommen. Er kaufte reihenweise Land - wegen der Abgeschiedenheit und der schlechten wirtschaftlichen Lage der Region war es sehr billig. Auf den Grundstücken sollen nun möglichst viele andere Neonazis einziehen.

Neonazis wollen die ganze Welt
Doch damit nicht genug: Die Rassisten wollen ihr Netzwerk über die Nachbargemeinden in den ganzen USA ausbreiten, die ganze Welt haben sie gar im Blick. Schließlich fehle es an einer Organisation, die die Weißen in aller Welt unterstütze, so Cobb. Wie genau die Neonazi-Gruppe die Welt übernehmen will, lässt er bisher allerdings offen. In Leith jedenfalls habe man die Absicht, "auf legale Art und Weise die Kontrolle über die örtliche Regierung zu übernehmen", sagte Schoep gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Antisemitismus und Arier-Verherrlichung
Die Bürgerrechtsgruppe Southern Poverty Law Center, die gegen Rassismus auftritt, hat schon Befürchtungen, wie eine Stadt unter Leitung von Cobb aussehen könnte: "Er glaubt, dass Weiße von allen anderen Rassen getrennt werden sollten", so Heidi Beirich. "Er ist auch ein Antisemit, ein rasender Antisemit." Als Religion baue Cobb auf die Anbetung des arischen Mannes anstatt eines Gottes.

Einwohner: "Das Gegenteil von dem, an das wir glauben"
Die wenigen Bewohner von Leith zeigten sich gegenüber CNN erschrocken und ungläubig über die Pläne Cobbs. "Es ist sehr schockierend, denn ich wusste nicht einmal, dass es solche Gruppen gibt", sagte Bürgermeister Ryan Schock. Einwohnerin Miller Ferrie sagte, sie und Nachbarn seien "traurig", denn alles, wofür die Gruppe stehe, sei "das Gegenteil von dem, an das wir glauben".

Einziger Schwarzer der Stadt hat Angst
In Gefahr sieht sich indes Bobby Harper, der einzige schwarze Einwohner der Stadt. Seine Frau Sherill gibt an, sie habe schon Nachrichten von den Neonazis erhalten: Sie solle ihren Mann verlassen und sich Cobbs Gruppe anschließen. "Es hat mir Angst gemacht", so Sherill Harper. "Wenn ihr Ziel ist, nur Weiße hier zu haben, wohin gehen dann mein Mann und ich?" Ihre Familie plane trotzdem, zu bleiben - auch weil der Sheriff des Umlandes versprochen habe, ein wachsames Auge auf Cobb und seine Anhänger zu haben.

Widerstand gegen "Einzug" der Neonazis
Die Polizisten sind derzeit ohnehin dringend nötig in Leith, wollten doch die Neonazis am Sonntag und Montag in der Kleinstadt "einziehen" und die Bewohner von ihren Anliegen überzeugen. Allerdings organisierte sich bereits Widerstand, Demonstranten gegen die Rassisten wurden erwartet. Zwar hätten beide Seiten versprochen, friedlich zu bleiben, so der zuständige Sheriff, doch er und seine Leute seien auf der Hut.

Auflösung der Stadt als letzte Rettung?
Dass die Bewohner Leiths die Rassisten bald loswerden ist unwahrscheinlich - obwohl Cobb in Kanada wegen Hasstiraden in einem Blog gesucht wird. Ausgeliefert werde er deshalb aber nicht, so ein Einwohner. Bürgermeister Schock überlegt daher sogar, die Stadt aufzulösen - so könnten die Neonazis zumindest nicht die politische Macht übernehmen. Cobb sagt allerdings, es gebe wahrscheinlich nur eine Möglichkeit, ihn aus der Stadt zu vertreiben: Wenn die Regierung entscheiden sollte, "vier Dutzend somalische Familien nach Leith zu schicken".

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