'Größeres Potenzial'

Dalai Lama: Auch eine Frau könnte Nachfolge antreten

Ausland
13.06.2013 11:15
Der nächste Dalai Lama könnte nach Ansicht des derzeitigen auch eine Frau sein. "Wenn die Umstände so sind, dass ein weiblicher Dalai Lama nützlicher ist, wird automatisch ein weiblicher Dalai Lama kommen", sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter am Donnerstag zum Auftakt eines Besuchs in Australien. Weiters meinte er, dass die Selbstverbrennungen in seiner Heimat nur geringe Auswirkungen auf die Politik Chinas hätten, wollte sich aber einmal mehr nicht ausdrücklich davon distanzieren.

Die Welt sei mit einer "moralischen Krise" der Ungleichheit und des Leidens konfrontiert und brauche Anführer mit Mitgefühl, so der Friedensnobelpreisträger. "In dieser Hinsicht haben Frauen größeres Potenzial", sagte der 77-Jährige, der seit seiner Flucht aus dem chinesisch besetzten Tibet im Jahr 1959 im Norden Indiens im Exil lebt. "Frauen haben größere Sensibilität gegenüber anderen Menschen. In meinem Fall war mein Vater schnell aufbrausend, manchmal teilte er Schläge aus, aber meine Mutter war so wunderbar mitfühlend."

In Bezug auf den Tibet-Konflikt appellierte der Dalai Lama einmal mehr an China, den Ursachen für die zahlreichen Selbstverbrennungen von Tibetern (siehe Infobox) auf den Grund zu gehen. "Es ist keine Lösung, einfach irgendjemanden zu beschuldigen, inklusive dem Dalai Lama", sagte dieser. Im März hatte ein chinesischer Offizieller dem Oberhaupt der Tibeter vorgeworfen, seine Landsleute mit Geld zu den Selbstverbrennungen zu ermutigen, und von Beweisen gesprochen. Der Dalai Lama wies die Darstellung zurück, nannte die Verbrennungen aber dennoch "verständlich".

Keine klare Distanzierung von Selbstverbrennungen
Zuletzt war auch innerhalb der tibetischen Gemeinschaft Kritik an ihrem geistlichen Oberhaupt aufgekommen. Einige Gelehrte wünschen sich vom Dalai Lama eine eindeutigere Haltung gegenüber den Selbstverbrennungen. Dieser rate den Menschen nicht ausdrücklich von den Selbstopferungen ab und ermutige sie damit sogar. Eine klare Distanzierung von den dramatischen Praktiken blieb der Dalai Lama auch am Donnerstag schuldig. Er sagte, die Tibeter könnten "mit Leichtigkeit andere Menschen verletzen", würden sich jedoch stattdessen dafür entscheiden, "ihr eigenes Leben zu opfern".

Mindestens 117 Menschen hatten sich in den vergangenen vier Jahren aus Protest gegen die Politik Pekings selbst entzündet, die meisten von ihnen starben. "Es ist natürlich ein sehr, sehr trauriges Thema", sagte der Würdenträger. "Gleichzeitig habe ich meine Zweifel, ob solche drastischen Handlungen einen großen Effekt haben." Damit spielte der Dalai Lama auf die unnachgiebige Haltung Chinas an, das den Tibetern die von ihnen gewünschte Autonomie weiterhin verwehrt.

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