Es ist tot, Jim!

“Star Trek”: Lieblos gestaltetes Lizenz-Abenteuer im Test

Spiele
29.04.2013 14:47
Am 9. Mai bringt "Lost"-Regisseur J.J. Abrams den nächsten Teil seiner Neuauflage von "Star Trek" in die Kinos. Gamer dürfen Captain Kirk und seinen spitzohrigen Compagnon Spock aber schon jetzt durch ein neues Abenteuer begleiten – in "Star Trek", dem Videospiel, das zwischen dem ersten Teil der Neuauflage aus dem Jahr 2009 und dem aktuellen "Into Darkness" angesiedelt ist. Ob das Spiel etwas taugt oder nur ein weiterer Beitrag in der Kategorie "Starker Name, schwaches Spiel" ist, erfahren Sie in unserem Test. Energie!

Wir schreiben das 23. Jahrhundert. In einer abgeschiedenen Region der Galaxis erledigt die Crew der Enterprise Routineaufträge. Spock und Captain Kirk entspannen bei einer Partie 3D-Schach, als plötzlich die Stimme von Uhura aus dem Kommunikator tönt. Man möge sich sofort auf der Brücke einfinden, weil ein Notsignal von einer nahe gelegenen Raumstation empfangen wurde. Klar, dass sich der Weltraum-Haudrauf und sein grünblutiger erster Offizier sofort auf den Weg machen – und prompt in ein Abenteuer stolpern, bei dem wieder mal das Schicksal des Universums auf dem Spiel steht.

Spock und Kirk gegen Westentaschen-Godzillas
Die Handlung in der Kurzfassung: Auf der Raumstation, von welcher der Notruf kam, wird von den Vulkaniern an einer mächtigen Technologie geforscht, die in den falschen Händen massive Probleme mit sich bringen könnte – "Der Zorn des Khan" lässt grüßen. Eine Jugendfreundin von Spock leitet auf der Station die Arbeiten an dem Gerät – und wird prompt von Weltraumfieslingen entführt, die das Gerät nutzen wollen, um die Galaxis zu überrennen.

Borg, Romulaner oder Klingonen sind in diesem Fall allerdings nicht die Schuldigen. Stattdessen lassen die Entwickler von Digital Extremes die Gorn wieder auferstehen. Ihr bekanntester Vertreter: jener Westentaschen-Godzilla, dem William Shatner in einer Folge der originalen "Star Trek"-Serie aus den Sechzigern mit bloßen Händen – seinen Phaser hatte er damals nicht am Start – und vor allem Einfallsreichtum den Garaus machen musste.

Gorn rufen in "Trekkies" Erinnerungen wach
Mit den langsamen Gummikostüm-Gorn aus den Sechzigern haben die neuen Echsenwesen aus dem Spiel allerdings nichts mehr gemeinsam. Sie sind schnell, bösartig und streben mithilfe der mysteriösen Maschine auf vorhin erwähnter Raumstation nach der Herrschaft über das Universum. Kirk macht die Jagd auf die intergalaktischen Unruhestifter kurzerhand zur Chefsache – und ballert sich gemeinsam mit Spock mit Phaser und Co durch ganze Gorn-Heerscharen.

Was so weit ganz nett klingt – und dank Anleihen bei der Originalserie und alten Kinofilmen auch durchaus "Star Trek"-Flair verspricht – entpuppt sich dann während des Spielens allerdings als seelenloser 0815-Shooter aus der Third-Person-Perspektive, der kaum Abwechslung bietet. Das ist umso erstaunlicher, weil Kirk und Spock das Spiel gemeinsam bestreiten, wobei entweder einer der beiden vom Computer gesteuert wird, oder ein zweiter Spieler die Kontrolle über den zweiten Protagonisten übernimmt.

Einfallsloses Missionsdesign, fade Minispielchen
Doch trotz des vielversprechenden Co-Op-Modus kommt nie so recht Spannung auf. Das liegt zum einen an den großteils vorhersehbaren Missionen: Meist führen die schlauchförmigen Levels von einer Schießerei mit den Gorn in die nächste, nur selten gibt es Schleichpassagen. Und zum anderen liegt es daran, dass selbst die von den Entwicklern im Vorfeld hochgelobten Co-Op-Elemente sich meist auf das gemeinsame Öffnen von Türen beschränken.

Auch der Tricorder, den Spock und Kirk mitführen, hilft nicht. Das Multifunktionswerkzeug wird im Spiel zum Öffnen von Türen und für simple Hacking-Minispielchen genutzt, bei denen der zweite Spieler übrigens tatenlos danebenstehen muss. Gelegentliche Hüpfeinlagen lockern das sonst eintönige Spielgeschehen ein wenig auf, seinen Höhepunkt erlebt das Spiel bei einem kurzen Minispiel, bei dem man mit den Phasern der Enterprise schießen darf. Sonst ist es ein bestenfalls durchschnittlicher Deckungs-Shooter. Auch die Künstliche Intelligenz der Gegner überzeugt nicht. In unserem Test kam es mehr als einmal vor, dass Gorn-Fieslinge an Ecken oder Treppen hängen blieben und so zur leichten Beute wurden.

Träge Steuerung und detailarme Grafik
Zum schlechten Gesamteindruck trägt aber auch die miserable Steuerung bei. Nicht nur, dass die träge reagiert – das Spiel gönnt sich gerne mal eine Bedenksekunde, bevor Kirk oder Spock auf eine Eingabe reagieren. Sie ist zudem auch nicht sonderlich durchdacht. Deckung suchen und ausweichen liegt auf derselben Taste, was in unserem Test immer wieder ungewollte Manöver zur Folge hatte. Teilweise mit Todesfolge.

Auch optisch bekleckert sich das Spiel nicht gerade mit Ruhm. Die Umgebungen wirken oft steril, die Partikeleffekte altbacken und die Charakteranimationen wenig geschmeidig. Besonders negativ fielen uns die ausdruckslosen Gesichter der Protagonisten auf. Die kommen zwar nah an die Gesichter der Crew aus den Kinofilmen heran, lassen jedoch jegliche Emotion vermissen. Das können Spiele wie "Mass Effect" deutlich besser. Auch bei den oft recht matschigen Texturen wäre mehr drin gewesen. Immerhin: Das Spiel läuft auch auf älterer Hardware einigermaßen rund.

Gute Vertonung, mäßiger Multiplayermodus
Beim Sound weiß das Spiel dann doch wieder zu überzeugen. Nicht nur, dass die Originalsprecher aus den Kinofilmen den virtuellen Enterprise-Besatzungsmitgliedern ihre Stimme leihen, auch der orchestrale Soundtrack selbst gefällt und passt gut zum Weltraum-Abenteuer. Nett sind die Dialoge zwischen Kirk und Spock, die das ansonsten wenig spannende Spielgeschehen immer wieder mit lustigen Sticheleien auflockern. Auch die Sprechrollen der restlichen Enterprise-Crew gefallen, besonders Scotty und Chekov sollte man gehört haben.

Der kooperative Multiplayermodus, den die Macher des Spiels im Vorfeld besonders hervorgehoben haben, überzeugt hingegen weniger. Es mangelt schlicht an wirklich sinnvollen Einsatzmöglichkeiten für beide Spieler. Dass einer der beiden Charaktere eine Tür aufstemmt, damit der andere sich hindurchzwängen kann, erfordert nicht zwangsläufig einen zweiten Mitspieler. Und auch die zahlreichen Passagen, in denen ein Spieler zum Warten verdammt ist, während der andere Türen hackt, nerven auf Dauer. Trotzdem: Lustiger als alleine ist das Spiel zu zweit allemal, zum Knüller wird es dadurch aber auch nicht mehr.

Fazit:Es ist tot, Jim!
Trotz großen Namens überzeugt das neue "Star Trek"-Spiel im Test kaum. Eine an und für sich durchaus brauchbare Handlung, die mit ihren Gorn-Bösewichten Fans der originalen "Star Trek"-Serie in Verzückung versetzen könnte, wird durch die schwache Umsetzung zunichtegemacht. Wären die Steuerung nicht so schwammig und die Grafik auf der Höhe der Zeit, so hätte "Star Trek" immerhin ein durchschnittlicher Third-Person-Shooter mit Co-Op-Modus werden können. In seiner jetzigen Form aber ist es einfach ein weiteres Beispiel für Videospiele, die zwar mit einem bekannten Namen punkten, spielerisch aber nicht überzeugen können. Über die zahlreichen Schwächen des Games werden wirklich nur mit reichlich Geduld gesegnete Fans hinwegsehen können.

Plattform: PC (getestet), PS3, Xbox 360
Publisher: Namco Bandai
krone.at- Wertung: 5/10

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