Aus für cooles Image

Zigaretten in Down Under: Einheitlich und mit Ekel-Fotos

Ausland
02.12.2012 16:40
Viel Eiter und faule Zähne, aber wenig Marke: In Australien dürfen Zigaretten seit Samstag nur noch in neutralen einfarbigen Packungen mit Ekel-Bildern verkauft werden. Ein entsprechendes Gesetz trat mit 1. Dezember in Kraft, nachdem zuvor eine Klage mehrerer großer Tabakkonzerne gegen die Regelung abgewiesen worden war. Die Behörden erhoffen sich, dass die Packungen Raucher abschrecken und verhindern, dass junge Menschen überhaupt anfangen.

Abschreckend sollen die Schachteln wirken, in denen Down Under ab sofort Zigaretten verkauft werden müssen: Ihre grässliche grün-braune Farbe (Bild links) wurde gewählt, weil sie bei Testpersonen die unappetitlichsten Assoziationen weckte.

Zudem müssen in einer Größe von 75 Prozent auf jeder Packung drastische Bilder zu den gesundheitlichen Gefahren des Rauchens aufgedruckt sein. Diese zeigen etwa lungenkrebskranke Menschen sowie drastische Schäden an Füßen, die durch das Rauchen verursacht werden können. Weitere Packungen zieren große Fotos von eiternden Geschwüren und verfaulten Gebissen.

Zeit der coolen Image-Werbung vorbei
Die Markennamen erscheinen im Gegensatz dazu nur noch winzig klein. Die Hersteller haben auf ihren eigenen Schachteln somit keine Chance mehr, den Duft der großen weiten Welt oder ein cooles Cowboy-Image heraufzubeschwören. "Damit wird jungen Leuten klar, dass Rauchen nicht zum ganz normalen Alltag gehört", sagt Anne Jones, die die Antirauch-Kampagne ASH (Action on Smoking and Health) leitet. Und sie betont: "Ein Produkt in goldener Verpackung ist sehr viel attraktiver als etwas Schlichtes. Vor allem, wenn das noch dicke Gesundheitswarnungen hat."

Jährlich 15.000 Tote in Australien
Mitte August hatte der Oberste Gerichtshof Australiens eine Klage mehrerer Tabakhersteller endgültig abgewiesen, die in dem neuen Gesetz eine Verletzung ihrer Markenrechte sahen. Sie hatten eine Ausweitung des Schwarzmarkts befürchtet und zudem in mehreren weiteren Verfahren auf Schadenersatz geklagt.

Bestrebungen nach dem weltweiten Vorbild Australiens, wo laut Angaben der Regierung jährlich 15.000 Menschen an den Folgen des Rauchens sterben, gibt es bereits in Großbritannien, Kanada und Neuseeland. Auch China, Südafrika und die Europäische Union beobachten die Vorgänge in Australien genau.

Tabakkonzerne zittern vor Ausbreitung der Idee
Die großen Tabakkonzerne rüsten sich jedenfalls schon auf ähnliche Gesetzesvorhaben in den genannten Ländern. Zu diesem Zweck stehen laut eines Berichts in der Online-Ausgabe der britischen Zeitung "The Guardian" bereits zwei der größten PR-Agenturen der Welt, Luther Pendragon und Crosby Textor Fullbrook, im Dienste mehrerer Tabakriesen.

Australien will es Rauchern noch ungemütlicher machen
In Australien soll der Kampf gegen das Rauchen indes noch weiter verschärft werden: Die Zutaten, die Zigarettenhersteller verwenden können, sollen stärker reguliert und reduziert werden. "Alles, was man im Supermarkt kauft, ist auf seine Sicherheit getestet worden - aber Zigaretten, die Menschen umbringen, sind nicht so reguliert", kritisiert Jones.

"Tabak ging bisher ganz normal über den Ladentisch, weil der Verkaufskanal längst etabliert war, bevor die Gefahren des Rauchens bekannt waren", sagt Simon Chapman, Experte für öffentliche Gesundheit an der Universität von Sydney. Die Gefahren seien seit den 50er-Jahren bekannt, "doch wir sind mit Zigaretten bis jetzt umgegangen wie mit anderen Lebensmitteln wie Brot und Milch".

Experte fordert Lizenzen für Raucher
Die Idee des renommierten Wissenschaftlers: Lizenzen. Raucher könnten damit verschieden teure Genehmigungen kaufen - krone.at berichtete (siehe Infobox) -, je nach Menge, die sie rauchen wollen. Die Rauchwaren würden an bestimmten Ausgabestellen gegen Vorlage einer separaten, je nach Lizenz mit einer bestimmten Summe aufgeladenen Geldkarte ausgegeben. Wer aufhört, bekäme dann das Geld für die Lizenz zurück, mit Zinsen - als Anreiz für den Entzug. Die Lizenznehmer wären in einer Datenbank gespeichert. Sie könnten gezielt mit Hilfen zum Aufhören angesprochen werden.

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