Ermittlungen gestartet

Wettbewerbshüter nehmen hohe Gaspreise ins Visier

Wirtschaft
27.03.2024 15:40

Um 50 Prozent billiger als im Vorjahr ist Erdgas im Großhandel derzeit. Für Haushalte und kleinere Betriebe sind Tarife aber deutlich langsamer gesunken, kritisiert die Bundeswettbewerbsbehörde. Sie nimmt deshalb die heimischen Gasversorger genau unter die Lupe und hat Untersuchungen gestartet.

„Gas ist noch immer unter den fünf größten Inflationstreibern. Trotz fallender Großhandelspreise sind die Preise für die Endkunden konstant hoch. Der Preisrückgang hinkt auch im europäischen Vergleich hinterher“, will Natalie Harsdorf-Borsch, Leiterin der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) den Versorgern nun genau auf die Finger sehen. „Das wird eine Sektoruntersuchung, im Juni werden wir dazu einen Zwischenbericht vorlegen.“

Indizien, dass die möglichen Tarifsenkungen nur zögerlich weiter gegeben werden, sind erkennbar. So wurde Gas an der Börse im 1. Quartal um die Hälfte gehandelt wie vor einem Jahr. Auch für den April ergibt sich noch eine Verbilligung um 39 Prozent auf durchschnittlich nur mehr 27,87 Euro je Megawattstunde. Davon merken die Kunden wenig.

Zweiter Hinweis: Eigentlich hätte Gas für die Verbraucher sogar noch schneller als Strom verbilligt werden müssen, weil die Energieanbieter bisher immer argumentiert haben, dass sie Gas kurzfristiger am Markt einkaufen als Elektrizität. Der Verfall der Großhandels-Kosten hätte daher auch flott auf die Kunden durchschlagen müssen, so die BWB. Die Gasversorger müssen nun Auskunft geben, wie lange im Voraus sie einkaufen, wie die Preisfestlegung bei ihnen funktioniert usw. Parallel untersucht man zusammen mit der E-Control auch weiterhin den Strommarkt, die Prüfung wurde bis Jahresende verlängert, weil dann erst die Strompreisbremse ausläuft.

Schon 180 Millionen Euro Strafen gegen das Baukartell
Derzeit am meisten beschäftigt die Wettbewerbshüter aber das Baukartell: Weil sie jahrelang durch Absprachen überhöhte Preise bei öffentlichen Aufträgen verrechnet haben, ist ein Gutteil der Bauindustrie zu hohen Strafen von insgesamt 180 Millionen Euro verurteilt worden. Bisher wurden die Verfahren gegen neun große Firmen abgeschlossen, alleine die Porr musste 62,35 Millionen Euro Bußgeld zahlen. Fünf weitere Verfahren laufen, bei 13 Betrieben wird noch ermittelt.

„Wir werden heuer noch wesentlich weiter kommen“, verspricht BWB-Chefin Harsdorf-Borsch. Schwebend ist der Fall bei der Strabag. Sie wurde „nur“  zu 45 Millionen Euro verurteilt, weil sie als Kronzeuge die Untersuchung unterstützt hat. Nachträglich ergab sich aber, dass die Strabag doch nicht alles offen gelegt hat, deshalb dürfte jetzt eine höhere Strafe folgen, der Kronzeugenstatus ist weg.

Generell ist die BWB für die Steuerzahler sehr erfolgreich: Im Vorjahr kostete die Behörde knapp 6 Millionen Euro, setzte aber alleine 2023 Bußzahlungen an den Staat von 51 Millionen Euro durch.

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