Frauen wählen tendenziell linkere, Männer konservativere Parteien. Das sagten jetzt die Politikwissenschaftlerinnen Jessica Fortin-Rittberger von der Universität Salzburg und Sylvia Kritzinger von der Uni Wien. Sie bezogen sich dabei unter anderem auf Daten von SORA (heute Institut Foresight).
So hatten bei der vergangenen Nationalratswahl 2019 mehr Frauen die Grünen (17 vs. 10 Prozent) und weniger die FPÖ (11 vs. 21 Prozent) gewählt im Vergleich zu Männern. Auch die NEOS waren bei ihnen beliebter (elf vs. fünf Prozent). Diesen Geschlechterunterschied gab es 2019 aber nicht bei allen Parteien. Bei der ÖVP gab es kaumen einen Unterschied, bei der SPÖ gar keinen.
Frauen wählen Trump oder AfD weniger
Insgesamt würden Frauen seltener populistischen, radikal rechten Parteien ihre Stimme geben als Männer, sagte Politikwissenschaftlerin Jessica Fortin-Rittberger. Das zeige sich auch international, beispielsweise bei den Wählerinnen und Wählern von Donald Trump in den USA oder der Alternative für Deutschland (AfD).
Frauen würden jene Parteien belohnen, die Themen aufgreifen, die ihnen wichtig seien, beispielsweise Kinderbetreuung oder Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen. Erklärungsansätze für den Unterschied im Wahlverhalten seien, dass weibliche Beschäftigte seltener in Jobs arbeiten würden, die von der Globalisierung betroffen sind, und Frauen wirtschaftliche Positionen beim Wählen weniger beachten würden als Männer.
Radikale umwerben Frauen bereits mehr
Manche radikal rechte Parteien hätten inzwischen erkannt, dass sie Frauen nicht ansprechen würden und würden sie nun strategisch umwerben. Ein Beispiel ist das prominente Platzieren ihrer Geschlechtsgenossinnen auf Wahllisten. Die FPÖ kann laut Politikwissenschaftlerin Sylvia Kritizinger inzwischen vermehrt bei Frauen punkten, etwa durch ihre Themen.
Bei der kommenden Nationalratswahl wird es wohl einen kleinen Gap geben, aber der ist wahrscheinlich weniger wichtig in der Erklärung des Wahlverhaltens als andere Themen.
Politikwissenschaftlerin Sylvia Kritzinger
Insgesamt würden ihr nach soziodemografische Faktoren wie das Geschlecht und Alter kaum mehr das Wahlverhalten der Bevölkerung erklären. Eine Rolle komme eher der Einstellung zu bestimmten Themen und der Emotionalität, mit denen diese behandelt werden, sowie der ideologischen Position der Wählerinnen und Wähler zu. Bei der kommenden Nationalratswahl werde es wohl „einen kleinen Gap (Lücke/Abstand, Anm.) geben, aber der ist wahrscheinlich weniger wichtig in der Erklärung des Wahlverhaltens als andere Themen.“
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