Bierpartei bei 8%

Pogo: One-Man-Show so stark wie NEOS und Grüne

Politik
05.03.2024 21:19

Der schillernde Musiker Dominik Wlazny alias Marco Pogo könnte bei den Wahlen im Herbst Etablierte erblassen lassen. Was sind die Gründe dafür?

Acht Prozent - das ist wahrhaft starkes Bier. Für Marco Pogo und seine Bierpartei heißt das: beste Aussichten, um ins Parlament einzuziehen. Sollte er auch tatsächlich antreten. In Umfragen liegt Dominik Wlazny, so der bürgerliche Name des Chefs der Bierpartei, gleichauf mit den Grünen und NEOS. Die beiden Parteien sind seit vielen Jahren fixer Bestandteil des Hohen Hauses und werken auch in Regierungen - vor allem die Grünen. Profimusiker Pogo indes tingelt als One-Man-Show durch die Lande. Noch ohne Wahlkampfauftritte und Wahlprogramme. Was macht ihn dann so anziehend?

Öllinger: „Ein High-Risk-Unternehmen“
Der frühere Grünenpolitiker Karl Öllinger sagt: „Das Phänomen, dass WählerInnen auf weitgehend unbeschriebene Blätter bzw. Parteien so stark mit Zustimmung reagieren ist seit vielen Jahren zu beobachten - vorwiegend regional -, aber auch auf Bundesebene. Siehe Stronach oder auch die Neuerfindung der ÖVP durch Sebastian Kurz.“  

Wahrscheinliches Motiv sei die Hoffnung, dass eine neue Partei oder Gruppe es besser mache als die altbekannten. „Das ist natürlich ein High-Risk-Unternehmen, das in der Regel nicht gut ausgeht. Für die Hoffnungen, manchmal auch für die Wählerschaft bzw. für die politische Kultur und das Staatswesen insgesamt.“ Die Etablierten müssten sich, so Öllinger, damit zurechtfinden und reagieren. Auch seine Grünen.

Strolz: „Etablierte Parteien atmen Enge“
Matthias Strolz, 51, ist Mitbegründer der NEOS. Der charismatische Autor und Unternehmer dürfte ein Comeback bei seinen Pinken geben. Wie beurteilt er die Pogo-Situation? 

„Man weiß noch nicht, wofür er und seine Partei stehen. Was sind die Pläne für Gesundheit, Sicherheit, Bildung, Soziales? Wie würden sie in solchen und anderen Politikfelder im Parlament abstimmen? Aktuell ist die Bierpartei ein unbeschriebenes Blatt, und als solches eine ideale Projektionsfläche für jene Menschen, die mit der derzeitigen Politik unzufrieden sind. Und das sind bekanntlich viele.“

Strolz ortet eine Sehnsucht nach Neuem. „Und ich versteh’s. Die etablierten Parteien sind in Form und Darbringung ziemlich fantasielos, halten angstvoll an alten Strukturen fest. Sie atmen Enge.“

Die etablierten Parteien müssten beherzter und entschlossener in der Erneuerung sein. Sie könnten sich zum Beispiel öffnen und stärker als Plattformen agieren. Das würde sie nahbarer für die Menschen machen. Die aktuellen Parlamentsparteien würden zunehmend als geschlossene Gesellschaft und weltfremd erlebt. Für eine Öffnung und Erneuerung fehlten die Fantasie und der Mut. „Das Momentum des Neuen ist bei der FPÖ und Marco Pogo. Erstere erfindet sich medial komplett neu, indem sie ihr eigenes Medienreich geschaffen hat. Und Marco Pogo ist ,das unerhört Neue‘, das ,new kid in town‘.“

„Freibier allein wird's nicht richten“
Ob ein Parlamentseinzug für unser Österreich hilfreich wäre, dürfe bezweifelt werden. „Ich erinnere mich, dass Frank Stronach ähnliche Umfragewerte wie heute die Bierpartei hatte. Im Parlament folgte rasch die Implosion, weil die Truppe keine Substanz hatte.“ Die NEOS hätten in den ersten zwei Gründungsjahren über zwei Millionen ehrenamtliche Stunden in die gemeinsame Programmentwicklung investiert. Tausende arbeiteten aktiv mit. „Das ist der Kitt, der dann auch zusammenhält. Freibier allein wird’s nicht richten.“ Es habe weit über 1000 Partei-Neugründungen seit 1975 gegeben, die allermeisten, sagt Strolz, „scheitern an sich selbst und konnten für das Land und die Menschen keinen Mehrwert stiften.“

Forscher: „Pogo genießt Welpenschutz“
Meinungsforscher Christoph Haselmayer (IFDD) sieht die Bierpartei ebenfalls auf Augenhöhe mit Grünen und NEOS. „Das zeigt die totale Frustration der Bevölkerung mit den traditionellen Parteien.“  Der Zuspruch speise sich derzeit aus allen Parteien. „Er musste auch noch nicht zu Sachfragen Stellung nehmen. Daher genießt er noch medialen und politischen Welpenschutz.“ Haselmayer glaubt, dass Pogo sein Niveau auch nicht bis zum Schluss halten wird können. „Weil er in einem Wahlkampf auch zu zentralen Themen wie Asyl oder Teuerung Position beziehen muss.“ 

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