Die ambitionierte Dokumentation „The True Story Of Kanye West“ (9.30 Uhr, ZDF Info) zeigt das Leben des Skandalrappers im Schnelldurchlauf und versucht auch auf die Ursachen seiner vielen geistigen Umnachtungen einzugehen.
Den Vogel der Geschmacklosigkeit schoss Kanye West am 8. Mai dieses Jahres ab. Ausgerechnet zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Nationalsozialismus in Europa veröffentlichte er die Single „Heil Hitler“ und erschütterte nicht nur die Musikwelt in ihren Grundfesten. Der Song wurde sofort von allen Streamingplattformen entfernt und dem Künstler wurde als Konsequenz daraus die bestehende Einreisegenehmigung nach Australien entzogen. Was im Kopf des millionenschweren Rappers und Modedesigners vorgeht, wissen seit geraumer Zeit noch nicht einmal mehr seine engsten Freunde.
Oberflächliche Inszenierung
In der ambitionierten, mit 45 Minuten aber auch äußerst kurz geratenen Dokumentation „The True Story Of Kanye West“ zeichnen die beiden Regisseure Daniel Webelholz und Marie Genseleiter das Leben des Superstars nach, können in der gegebenen Kürze aber natürlich nicht besonders tief auf die einzelnen Schicksals -und Karrierestränge eingehen.
Eingeleitet wird das Projekt mit den als „Taylorgate“ weltweit bekannt gewordenen „MTV Video Music Awards“ 2009 in New York, als er der frisch preisgekrönten und noch nicht weltbekannten Taylor Swift das Mikrofon entriss, um Beyoncé als verdiente Siegerin anzupreisen. Der Skandal zog sogar so weite Runden, dass sich selbst der damalige US-Präsident Barack Obama dazu hinreißen ließ, West als „Dummkopf“ zu bezeichnen.
Präsidentschaftsträume
Möglicherweise war dies der Moment, der den später mit Bipolarität diagnostizierten Künstler in die Arme der Republikaner trieb. Nachdem er anfangs Donald Trump unterstützt hatte, wollte sich Ye, wie sich Kanye seit 2018 öffentlich nennt, 2020 selbst zum amerikanischen Staatsoberhaupt küren. Für zwei Wochen Wahlkampf habe er mehr als 13 Millionen Dollar aufgewandt, danach wurden die Pläne wieder aufgegeben.
Musikjournalisten und Society-Experten versuchen den Wandel vom talentierten Rapper und Produzenten zum Anführer aller Skandalnudeln nachzuzeichnen und zu analysieren und finden den entscheidenden Moment für die Veränderung im Tod seiner Mutter Donda 2007 verortet – paradoxerweise genau das Jahr, in dem ihm der große Durchbruch gelang.
Flucht vor dem Mobbing
Während man ob der vielen Skandale längst sehr gut informiert ist, sind es vor allem die leiseren Zwischentöne und Rückschauen auf seine Kindheit zwischen Chicago und China, die ihn besonders prägten. Als Scheidungskind baute er sich eine besonders intensive Beziehung zu seiner Mutter auf, als Kind wurde er in der Schule als „Nerd“ gemobbt. Die Flucht fand er im Basteln von Beats und später im Rap – das legendäre Treffen mit Branchenlegende Jay-Z war für Kanye schließlich der entscheidende Türöffner für eine beispiellose Erfolgskarriere zu Millionen Plattenverkäufen und als Modemogul für diverse Sportartikelhersteller. Ein so außergewöhnliches Leben hätte aber eine ausführlichere Erzählstruktur vertragen.
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