Prozess in Wien

Freundin erstochen: 16 Jahre Haft für Mord in Ottakring

Österreich
21.05.2012 15:03
Ein moldawischer Ex-Polizist, der in der Nacht auf den 6. August 2011 seine Freundin Oxana U. in der gemeinsamen Wohnung in Wien-Ottakring erstochen hat, ist am Montag im Straflandesgericht wegen Mordes zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Der Schuldspruch der Geschworenen fiel einstimmig aus. Der 33-Jährige nahm die Strafe an. Die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab, das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.

Bei der Strafbemessung wirkten das Geständnis und die bisherige Unbescholtenheit des Mannes mildernd, erschwerend demgegenüber "die relativ brutale Vorgangsweise. Es waren zwei sehr tiefe Messerstiche, die ein richtiges Blutbad angerichtet haben", so Richter Georg Olschak.

Wollte neues Leben in Österreich beginnen
Der Polizist war Anfang des vergangenen Jahres nach Österreich geflüchtet, nachdem er in seiner Heimat, wo er beruflich in einer Mafiahochburg tätig gewesen war, angeblich von Verbrechern zusammengeschlagen und schwer verletzt worden war. In Wien wollte er ein neues Leben beginnen. Als Asylwerber konnte er zunächst schwarz in einer Gärtnerei arbeiten. Nach einigen Monaten kam schließlich seine Freundin nach, die eine Beschäftigung als Putzfrau fand.

Dem Mann machten jedoch psychische Probleme zu schaffen. Immer wieder hörte er Stimmen, fühlte er sich verfolgt. Nachdem er auch noch seine Arbeit verloren und Zuflucht beim Alkohol gesucht hatte, überredete ihn eine ihn Wien lebende Tante, nach Moldawien zurückzukehren, um sich dort behandeln zu lassen. Seine Freundin wollte ihn allerdings nicht begleiten, obwohl der 33-Jährige darauf drängte. Es soll deswegen schon mehrere Wochen vor der Bluttat zu Streitereien gekommen sein. Eines Tages flüchtete die Frau aus der Wohnung und rief eine Bekannte an, der sie mitteilte, ihr Partner sei wieder betrunken und "verrückt" und werde sie noch "umbringen".

Eifersucht, "deswegen hab' ich das Messer genommen"
Nach einer stundenlangen Diskussion brachte Oxana U. beim letzten Gespräch schließlich einen anderen Mann ins Spiel. "Wir haben die ganze Nacht gestritten. Dann hab' ich erfahren, dass sie einen anderen Mann hat. Einen Italiener. Deswegen wollte sie nicht mit mir gehen", gab der Angeklagte zu Protokoll. Er sei in dieser Situation "eifersüchtig geworden. Deswegen hab' ich das Messer genommen". Auf die Frage, ob er die Geschichte mit dem Italiener geglaubt habe, erwiderte er: "Ich habe das für wahr gehalten. Sie war sehr schön."

Oxana U. hatte keine Überlebenschance. Die beiden Stiche drangen ihr tief in die Brust, einer ging mitten ins Herz. Ihr Freund, der nach dem Geschehen selbst die Polizei gerufen hatte, gab bei seiner Festnahme an, er habe seine Freundin "kaputt gemacht".

Gutachter: Moldawier "voll zurechnungsfähig"
Der Gerichtspsychiater Werner Brosch bescheinigte dem Angeklagten volle Zurechnungsfähigkeit zum Tatzeitpunkt. Dem Sachverständigen hatte der Moldawier nichts von den inneren Stimmen erzählt, die er nach wie vor hören will und die ihn auch in der vergangenen Nacht zum Selbstmord aufgefordert haben sollen. Die Bluttat führte der Angeklagte allerdings explizit nicht auf die Stimmen zurück. Auf die Frage des Vorsitzenden, weshalb er bei der Untersuchung dem Gutachter nichts von seinen psychischen Problemen erzählt hatte, meinte der Angeklagte: "Er hat mich nicht danach gefragt."

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