Stark traumatisiert

Früheres Heimkind klagt Land OÖ auf 1,1 Millionen Euro

Österreich
18.05.2012 12:31
Ein ehemaliger Zögling des Kinderheims Leonstein, der schwere Missbrauchsvorwürfe erhebt, will das Land Oberösterreich auf 1,1 Millionen Euro klagen. Am 1. Juni startet der Prozess im Landesgericht Linz. Es ist bereits die zweite Millionenklage gegen das Land als Heimträger.

Der heute 44-Jährige kam mit zwölf Jahren ins Heim, weil seine alleinerziehende Mutter mit fünf Kindern überfordert war. Dort blieb er vier Jahre. Er berichtet von Prügel durch den Heimleiter, sexuellem Missbrauch durch Erzieherinnen, Demütigungen und zu wenig zu Essen. Zudem sei er ganze Wochenenden eingesperrt worden.

Anwältin sieht keine Verjährung
Der gebürtige Bad Ischler hatte sich bei der Opferschutzkommission des Landes gemeldet und auch bereits 20.000 Euro zugesprochen bekommen. Für ihn steht das aber nicht im Verhältnis zu seinem Leid. Er sei seit dem 31. Lebensjahr als Invalide eingestuft und bekomme eine Pension von 800 Euro. Nun will der Mann Pensionsschaden und Schmerzensgeld einklagen.

Laut seiner Anwältin Julia Andras geht das Land Oberösterreich in seiner Klagsbeantwortung von einer Verjährung aus und weist die Vorwürfe zudem zurück. "Wieso zahlt man ihm erst 20.000 Euro, wenn man ihn dann als Märchenerzähler hinstellt?", so die Juristin.

Eine Verjährung sieht sie nicht: Ihr Mandant sei von 1979 bis 1983 im Heim gewesen. Die Frist betrage 30 Jahre. Sie will außerdem ein Gutachten beantragen, um zu beweisen, dass ihr Mandant wegen seiner schweren Traumatisierung vorher nicht in der Lage gewesen sei, seine Ansprüche geltend zu machen. Dadurch würde die Verjährung gehemmt.

Falscher Vollwaise klagt Land auf 1,6 Millionen Euro
Andras vertritt auch jenen falschen Vollwaisen, der das Land auf 1,6 Millionen Euro geklagt hatte. Der heute 65-jährige ehemalige Kinderheimbewohner war nach dem Zweiten Weltkrieg fälschlicherweise als elternlos geführt worden. Er berichtete ebenfalls von Misshandlungen und Missbrauch (siehe Infobox).

Dieses Verfahren läuft seit März. Auch hier geht es um die Frage der Verjährung und ein Gutachten soll klären, ob der Mann wegen seiner Traumatisierung nicht früher in der Lage war, vor Gericht zu ziehen. Andras rechnet damit, dass die Expertise bis zum Sommer vorliegt und dieser Prozess im Herbst weitergeführt wird.

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