IFES-Umfrage

Jeder Dritte verdient weniger, als ihm zusteht

Österreich
16.04.2012 14:41
"Jeder Dritte verdient weniger, als ihm zusteht", betonte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Wolfgang Katzian, am Montag bei der Präsentation einer IFES-Umfrage. Frauen seien in der Arbeitswelt besonders benachteiligt. Bei gleicher Qualifikation verdienten sie großteils immer noch weitaus weniger als Männer. Zum Teil seien sie nicht ausreichend über ihre Rechte informiert, zum Teil scheuten sie die Konfrontation mit dem Arbeitgeber.

Beträchtliche Einkommensunterschiede würden oft gleich beim Jobeinstieg zementiert - mit falschen Gehaltseinstufungen. Die Gewerkschaft setzt jetzt auf Information. Denn Vordienstzeiten müssten bei der Einstufung ebenso berücksichtigt werden wie Ausbildungs- und Karenzzeiten.

"Es gibt eine Benachteiligung"
Bei rund vier von zehn Befragten seien frühere Dienstzeiten am Beginn des Dienstverhältnisses nicht berücksichtigt worden, wie die Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes IFES zeigt. Bei jedem Zweiten fanden Ausbildungs- und Karenzzeiten keine Beachtung.

"Evident ist, dass es eine Benachteiligung gibt - ein Drittel kommt aus der Karenz, ein Drittel aus falschen Einstufungen, ein Drittel aus sonstigen Benachteiligungen", sagte die Bundes-Frauenvorsitzende der Angestelltengewerkschaft, Ilse Fetik. Korrekte Einstufungen, Gehaltsangaben bei Inseraten und Gehaltsrechner seien wichtig, "damit wir die Kultur des Wegschauens aufbrechen können".

Bessere Zustände in Unternehmen mit Betriebsrat
In Unternehmen, in denen es einen Betriebsrat gibt, ist die Situation laut Leiterin der Bundesrechtsabteilung der GPA-djp, Andrea Komar, besser. "Ein Betriebsrat hat mit seinen Informations-, Beratungs- und Interventionsrechten ganz andere Möglichkeiten", so die Juristin. Er könne auch insbesondere in Bezug auf die Vordienstzeiten die Gehaltseinstufung (Verwendungs- bzw. Beschäftigungsgruppe) überprüfen.

Beschäftigte sind schlecht informiert
Laut Umfrage hat ein Viertel (24 Prozent) keine Ahnung von der kollektivvertraglichen Gehaltsregelung für seine Branche - bei Frauen sind mit knapp über der Hälfte (51 Prozent) mehr als doppelt so viele nicht entsprechend informiert. "Es gibt ein hohes Maß an Nicht-Anrechnung, aber auch ein hohes Maß an Nicht-Information", so die Leiterin der Bundesrechtsabteilung der GPA-djp.

Fast die Hälfte (47 Prozent) der Arbeitnehmer weiß außerdem gar nicht, welches Gehalt ihnen zustehen würde. "Sie verlassen sich auf den Arbeitgeber, dass es schon passen wird", berichtete der Meinungsforscher. Rund ein Drittel der Befragten weiß dagegen, dass zu niedrig eingestuft wurde, unternimmt aber nichts dagegen.

Frauen arbeiten den Angaben zufolge meist in Kleinbetrieben, im Handel, Tourismus, Kleingewerbe, Sozial- und Gesundheitsbereich - Männer in der Industrie und im Großgewerbe.

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