Imagepflege

So wahrst du im Internet deinen guten Ruf

Web
11.03.2012 14:13
Ein falsches Wort, ein flapsiger Kommentar oder ein freizügiges Bild - und schon ist es mit dem guten Ruf im Internet vorbei. Denn viele Nutzer wissen offenbar nach wie vor nicht oder ignorieren schlichtweg, dass das "Internet ein Gedächtnis hat", wie Harald Leitenmüller, Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Österreich, gegenüber krone.at erläutert. Laut einer aktuellen Umfrage des Softwarekonzerns in 27 Ländern achten zwei Drittel aller Anwender nicht auf ihre Online-Reputation – mit zum Teil negativen Konsequenzen für das eigene Image und die Karriere.

Was einmal im Internet veröffentlicht wurde, ist laut Leitenmüller, der als Chief Technology Officer bei Microsoft die Auswirkungen der Technik auf die moderne Gesellschaft beobachtet, nicht mehr oder nur noch sehr schwer rückgängig zu machen. Das Bewusstsein unter den Nutzern, nicht leichtfertig Persönliches im Netz publik zu machen, wachse zwar massiv, doch noch immer gebe es großen Nachholbedarf in Sachen Online-Reputation. Oftmals sei es schlichtweg Fahrlässigkeit oder gar Dummheit, die dazu führe, dass Privates in die Öffentlichkeit des Internets getragen werde.

Weißwascher als neuer Geschäftszweig
Inzwischen beschäftigt sich eine ganze Branche damit, die dadurch entstandenen Schäden am eigenen Image nachträglich zu bereinigen. Wer im Internet nach Begriffen wie "Online-Reputation" oder "Reputationsmanagement" sucht, findet eine ganze Reihe kommerzieller Anbieter wie deinguterruf.de oder saubereweste.de, die sich im Auftrag des Nutzers damit beschäftigen, Websites und Administratoren anzuschreiben und um die Löschung vorschnell oder versehentlich veröffentlichter Inhalte zu bemühen. Gerade bei einem massiven Reputationsproblem sei die Inanspruchnahme solcher Dienste durchaus sinnvoll, so Leitenmüller.

Verantwortungsvoller und kritischer Umgang
Studien darüber, wie zuverlässig diese Anbieter arbeiten, gibt es bislang jedoch nicht, gibt Bernhard Jungwirth, "Internet Ombudsmann" und Initiator der Plattform saferinternet.at, zu bedenken. Außerdem sei so manche Löschung keine tatsächliche – etwa bei Facebook, wo Daten selbst nach der Deaktivierung eines Nutzerprofils gespeichert blieben. Am Ende des Tages sei daher entscheidend, sich verantwortungsvoll und kritisch mit dem Medium Internet auseinanderzusetzen. Oder, wie es Leitenmüller ausdrückt, sich selbst an die Nase zu fassen und bewusst auf die eigene Online-Reputation zu achten – schließlich gehe man ja auch nicht nackt auf die Straße.

Was weiß das Internet über mich?
Der erste Schritt zur Pflege des guten Online-Rufs sollte den beiden Experten zufolge sein, sich regelmäßig selbst zu "googeln", indem man nach dem eigenen Namen sucht. Bereits seit einigen Jahren gibt es zudem Websites, die sich auf die Personensuche spezialisiert haben, darunter etwa Yasni, 123people, Pipl oder iSearch, um nur einige zu nennen. Sie fördern mitunter weitaus vielschichtigere Ergebnisse zutage. Darüber hinaus gibt es Suchmaschinen, die sich speziell auf das Durchstöbern von Blogs, Foren oder den Kurznachrichtendienst Twitter verstehen. Dazu zählen neben Googles eigener Blog-Suche und der offiziellen Twitter-Suche etwa Boardreader, Omgili oder Monitter.

Immer auf dem Laufenden bleiben
Eine gute Möglichkeit, über sich selbst im Internet auf dem Laufenden zu bleiben, stellt auch Google Alerts dar. Der Dienst des kalifornischen Suchmaschinengiganten informiert Nutzer auf Wunsch automatisch über zuvor definierte Themen und Begriffe. Gibt es dann etwa neue Meldungen und Web-Einträge den eigenen Namen oder das eigene Unternehmen betreffend, werden Nutzer per E-Mail "alarmiert".

Aktiv handeln und Kontakt aufnehmen
Stößt man dabei auf Inhalte von und über sich, die man lieber nicht im Internet verbreitet wissen möchte, bleibt einem neben besagten Reputationsmanagement-Diensten meist nichts anderes übrig, als selbst aktiv tätig zu werden und bei den zuständigen Betreibern der Website und Verfassern um Entfernung der entsprechenden Inhalte zu bitten. Da die "Verbreiter" von Kommentaren oder Fotos laut Jungwirth oftmals aus dem eigenen sozialen Umfeld stammen, hilft häufig bereits ein klärendes Gespräch. Beispielsweise kann man Facebook-Freunde freundlich darauf hinweisen, dass man auf den Bildern der letzten Partynacht lieber nicht markiert werden möchte. Oder besser noch: erst gar nicht darauf zu sehen sein möchte. Hilft auch das nicht, kann der Internet Ombudsmann eingreifen und als Streitschlichter fungieren.

Privates und Berufliches voneinander trennen
Damit es jedoch gar nicht erst so weit kommt, sollte bereits einen Schritt davor angesetzt und darauf geachtet werden, dass beispielsweise Privates und Berufliches im Internet strikt voneinander getrennt werden – etwa, indem man verschiedene Profile in sozialen Netzwerken anlegt, unterschiedliche E-Mail-Adressen verwendet oder unter einem Pseudonym postet. So lässt sich vermeiden, dass der für den Freundeskreis bestimmte Kommentar über den neuen Chef ebendiesem in die Hände fällt.

Vornehme Zurückhaltung bei der Veröffentlichung von Daten
Voraussetzung für einen guten Online-Ruf ist aber auch, dass die im Netz auffindbaren Angaben zur eigenen Person zum einen nur das Nötigste preisgeben, zum anderen sicher vor fremden Zugriff geschützt sind – Stichwort: Passwortwahl. Denn nur wenn die eigenen Daten auch sicher geschützt auf dem Rechner oder im Internet liegen, kann verhindert werden, dass andere damit Missbrauch treiben. Wer sich beispielsweise nach dem Besuch eines sozialen Netzwerks nicht ausloggt, sei es im Internetcafé während des Urlaubs oder am Arbeitsplatz, braucht sich auch nicht zu wundern, wenn Fremde oder die lieben Kollegen im eigenen Namen und auf die eigenen Kosten ihre Späßchen treiben.

Bewusst mit positiven Inhalten gegensteuern
In Zeiten, in denen Personalchefs potentielle Arbeitnehmer noch vor dem ersten Bewerbungsgespräch erst einmal mittels Google auf mögliche Jugendsünden und andere Verfehlungen hin abklopfen, muss die Pflege des eigenen Online-Images jedoch noch weiter gehen. Experten sprechen deshalb auch vom aktiven Reputationsmanagement.

Dieses setzt nicht nur voraus, dass unschöne Inhalte über die eigene Person gezielt entfernt werden (sofern möglich), sondern dass man im Gegenzug auch versucht, bewusst positive Inhalte von und über sich selbst zu verbreiten. Beispielsweise, um sich damit von ewig pöbelnden und trinkseligen Namensvettern abzugrenzen, die ansonsten ein falsches Licht auf die eigen Person werfen könnten. Je mehr positive Inhalte man selbst verbreitet, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die negativen Inhalte in den Trefferlisten der Suchmaschinen weiter nach unten rutschen und somit irgendwann in Vergessenheit geraten.

Denn vom Vorschlag des einstigen Google-Chefs Eric Schmidt, sich ab dem 18. Lebensjahr einfach einen neuen Namen zuzulegen, um mit den virtuellen Jugendsünden im Internet abzuschließen, hält Leitenmüller nichts. Ob alter oder neuer Name - es gebe im Internet immer Möglichkeiten, Verbindungen herzustellen und somit Rückschlüsse auf eine Person zu ziehen. Ausschlaggebend seien die Inhalte, mit denen man im Internet in Verbindung gebracht werde.

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