Euphorie, Nachdenklichkeit oder gar Ernüchterung? Die „Krone“ hörte sich quer durch die Tiroler Tourismusbranchen um, wie die Geschäfte laufen und wie ein erstes Fazit aussieht. Bisher war die Saison laut offizieller Statistik erfreulich. Ob das so bleibt?
Das Wetter war tagelang trüb, jetzt folgen herrliche Sonnentage. Ähnlich gemischt fällt das Stimmungsbild aus, das die „Krone“ im Tourismus einfing. Zu Wort kommen - ohne Anspruch auf branchenweite Repräsentativität - ein TVB-Chef, eine Hotelierin, eine Almgasthof-Betreiberin, ein Bergbahnchef, ein Campingplatz-Besitzer und die Betreiberin einer Indoor-Attraktion.
Es darf auch die billigere Flasche Wein sein oder eine Spa-Behandlung weniger.
Tirol-Werbung-Chefin Karin Seiler
Sparsamkeit vor Ort als neues Phänomen
Zu betonen ist: Die reine Nächtigungszahl sagt nicht alles über die Wertschöpfung aus. Denn viele Touristen kommen zwar, setzen in turbulenten Zeiten wie diesen aber auf Sparsamkeit. Tirol-Werbung-Chefin Karin Seiler ortet dabei mehrere Trends: Etwa bescheidenere Unterkünfte oder geringere Ausgaben vor Ort („Es darf auch die billigere Flasche Wein sein oder eine Spa-Behandlung weniger.“).
Punkten können Regionen mit Gästekarten, wo viele Leistungen (z. B. die Öffis, Bergbahnen) inkludiert sind. Die Latte aus dem Vorjahr liegt bei 22,4 Millionen Sommernächtigungen. Ein Wert, der zuletzt 1992 übertroffen wurde.
Camping:
„Unsere 400 Stellplätze sind so gut wie voll, trotz des Wetters zuletzt - es ist wie vor Corona“, freut sich Franz-Josef Fiegl, Chef von Camping Aufenfeld in Aschau im Zillertal. Großteils beherberge man Stammgäste, doch für „Laufkundschaft“ werden immer einige Plätze freigehalten. Sorgen bereiten die gestiegenen Kosten, die man zumindest teilweise mit gestiegenen Preisen weitergeben müsse. Um 9 bis 12 Prozent habe man die Preise erhöhen müssen, präzisiert Fiegl.
Hotel:
Signe Reisch, Rasmushof Kitzbühel: „Kurze Aufenthalte sind noch mehr in Mode gekommen. Wir fahren buchungsmäßig auf Sicht und man merkt, dass bei den Gästen weniger Geld im Umlauf ist. Und die ganze Branche muss aufpassen, dass sie von den steigenden Kosten nicht erdrückt wird.“
Almgasthof:
Johanna Dornauer, Griesneralm, Kirchdorf: „Wir haben nach dem Großbrand neu eröffnet, da wollen viele natürlich das Haus sehen. Das Geschäft mit unseren Zimmern läuft sehr kurzfristig und hängt vom Wetter ab. Wochen vorher ist eher die Ausnahme. Im Gastrobereich sehe ich kaum Zurückhaltung. Wer Appetit hat, isst auch.“
Bergbahn:
Benny Pregenzer, Serfaus-Fiss-Ladis: „Die Ersteintritte liegen bei 300.000, ähnlich wie im Spitzensommer 2022. Es boomt vor allem das Biken, wir haben viele getrennte Wege dafür. Die Zeiten, als die Bahnen im Sommer nicht jeden Tag offen hatten und es noch eine Mittagspause gab, sind inzwischen vorbei. Und wir investieren ständig in unsere Infrastruktur am Berg.“
Attraktion:
Gabi Krieger-Wolf, Your Dome (360-Grad-Erlebniswelt, einst Planetarium), Schwaz: „Es hilft uns, wenn die Betten in der Region gut gefüllt sind. Das merken wir vor allem an Regentagen, dann kommen bis zu 500 Besucher und die Hälfte davon sind Touristen. Die Saison läuft gut.“
Tourismusverband:
Martin Ebster, Tourismus-Geschäftsführer in St. Anton: „In den sechs Wochen seit Saisonstart sind wir mit 7 bis 8 Prozent im Plus. Zuletzt war das Wetter ein Manko, denn unsere Gäste wollen sich am Berg sportlich betätigen. Super war der Start der Tour of Austria und der Arlberg Giro, da waren 1300 Starter samt Tross am Arlberg.“
Für die bisherige Sommersaison in Tirol liegen offiziell erst die Zahlen bis Ende Juni vor. Demnach gab es knapp über fünf Millionen Nächtigungen, ein Zuwachs von immerhin 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
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