Die Unterschriftenliste unterzeichneten 1.126 hauptberufliche ORF-Journalisten sowie 190 weitere Informationsprogramm-Mitarbeiter. In manchen Bereichen, etwa bei ORF III, den Auslandskorrespondenten, der Fernsehwissenschaft, im Radio bei der aktuellen Kultur und in der Konsumentenredaktion, hätten 100 Prozent der beschäftigten Journalisten unterschrieben, hieß es. Insgesamt hätten mehr als drei Viertel aller bei ORF-Redakteurssprecherwahlen Wahlberechtigten unterzeichnet.
Der Vorsitzende des Redakteursrates, Fritz Wendl, sprach von einem "Riesenerfolg" und einem klaren Bekenntnis zur Unabhängigkeit des ORF. Das Ergebnis zeige, "wie groß die Empörung unter den ORF-Journalisten ist".
"Generaldirektor muss es erkennen"
Nachdem nun auch noch bekannt geworden sei, dass Pelinka immer noch Einladungen an die Mitglieder des SPÖ-"Freundeskreises" im Stiftungsrat sowie an Josef Cap und Laura Rudas zu einem Treffen in den Räumlichkeiten des SPÖ-Parlamentsklubs verschicke, "kann wohl davon ausgegangen werden, dass nun endlich auch der ORF-Generaldirektor erkennt, wie inakzeptabel eine Beschäftigung von Nikolaus Pelinka wäre", poltern die Redakteure.
Seit Pelinka als Büroleiter für ORF-Generaldirektor Wrabetz gehandelt wird, wird dem 25-Jährigen stets seine Nähe zur SPÖ vorgeworfen. Pelinka betonte bisher immer, er habe keinerlei offizielle Funktion gehabt. Er sei kein Politiker - aber wohl nicht ganz freiwillig, denn wie ein Blick in die Wahlregister zeigt, war Pelinka durchaus bei diversen Wahlen für die SPÖ angetreten. So etwa bei den Nationalratswahlen 2006 und 2008, wo er jeweils auf hinteren Plätzen gelistet war. Auch in Wien kandidierte er bei Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen für die Sozialdemokraten.
Selbst von Papa Pelinka drohen "Watschen"
Neben Parteien und Vereinen, die Pelinka und den ORF-Chef beinahe täglich per Aussendung bombardieren, hat sich nun im Übrigen auch jemand zu Wort gemeldet, der dem 25-Jährigen tatsächlich nahe steht. Sollte sein Sohn es "ernsthaft wagen, bei der Besetzung seiner ORF-Diskussionsrunden zu intervenieren, dann hau ich ihm persönlich eine Watschen runter", wird Vater Peter Pelinka, "News"-Chefredakteur, aktuell vom "Falter" zitiert.
Allerdings, betont Pelinka senior, würden sich "noch alle wundern". Denn sein Sohn werde sich von den Genossen abnabeln und diese letztlich enttäuschen. Für die angedrohte "Watschen" hagelte es dennoch Kritik aus dem SPÖ-Umfeld: Die Kinderfreunde wehrten sich gegen diese Erziehungsmethode, "die wir doch schon lange hinter uns gelassen haben". "Auch in einer noch so hitzig und emotional geführten Debatte, sollte das Kokettieren mit einer 'Watsche' keinen Platz haben", hieß es dazu in einer Aussendung.
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