Katias Kolumne

Kann Politik nicht ohne das funktionieren?

Kommentiert das aktuelle Geschehen für krone.at: Katia Wagner

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Die Sommerlochdebatte, was denn „normal“ sei und was nicht, können sich nur solche ausdenken, die vom echten Leben keine Ahnung haben. Kann Politik nicht ohne das Vorwahlkampfs-Schmafu funktionieren? Ein Tagtraum.

So sieht also die „neue Normalität“ aus: Ein Politiker lässt dem anderen Politiker medial ausrichten, wie er denn „Normalität“ definiert. Wie kommt man auf die Idee, eine Nonsense-Diskussion vom Zaun zu brechen, während die Menschen straucheln? Liebe Kommunikationsberater: Auf diese sinnbefreite Erkenntnis hätten wir getrost verzichten können. Sie löst keines unserer akuten Probleme!

Was nicht normal ist
Vielmehr sollten sich Kanzler & Co. die „Krone“-Liste der unbehandelten Missstände zu Herzen nehmen. Es fehlen überall Ärzte und Lehrer, die Inflation nimmt uns unseren Wohlstand, eine Vollzeit-Stelle reicht für viele zum Überleben nicht aus und das versprochene Klimaschutzgesetz fehlt trotz grüner Regierungsbeteiligung nach Jahren noch immer. Geschätzte Politiker, DAS ist nicht normal!

Populismus-Groschen lässt man ungern liegen
In dieser Gemengelage ist die aktuelle semantische Debatte einfach nur abgehoben. Sie schürt ohne Not Spaltung und schafft Gräben, die Kanzler Karl Nehammer ja eigentlich bei seinem Antritt zuschütten wollte. Die versprochene Versöhnung der Bevölkerung muss offenbar warten - die billigen Populismus-Groschen werden für die nächste Wahl einfach zu dringend benötigt…

Häupl hatte recht
Wir alle wissen, wie Wahlkampf funktioniert. Eine Nebelgranaten-Diskussion hier, ein Versprechen, das niemals zur Realität wird, da - und schon ist die Strategie für die nächsten Monate fertig! Schon Wiens Ex-Bürgermeister Michael Häupl erkannte vor Jahren: Der Wahlkampf ist die Zeit der fokussierten Unintelligenz! Zumindest damit sollte er recht behalten.

Michael Häupl: „Wahlkampf ist Zeit der fokussierten Unintelligenz“

(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Wir wollen Politiker wieder ernst nehmen!
Es wäre doch zu schön, wenn die Politik auch ohne dieses Vorwahlkampfs-Geplänkel funktionieren würde. Dann würde auch Zeit für Sachpolitik bleiben und es würde das verloren gegangene Vertrauen wieder saniert werden. Man könnte dann vielleicht unsere Volksvertreter auch wieder ernst nehmen. Aber: Noch eine Sommerlochs-Debatte mehr und der Zug dazu ist abgefahren.