Eine Studie zeigt: Der klassische Täter ist männlich, zwischen 30 und 39 Jahre alt - über 40 Prozent waren Ausländer oder hatten einen Migrationshintergrund. Die häufigste Tatwaffe ist das Messer.
Es ist eine traurige Bilanz, die am Dienstag als Studie vorgelegt wurde. Forscherinnen vom Institut für Konfliktforschung analysierten die Kriminalstatistik von 2010 bis 2020. 793 Gewaltdelikte (334 vollendete und 459 versuchte Morde) stehen zu Buche. Gerichtsakten von 137 Tötungen an Frauen und Mädchen zwischen 2016 und 2020 wurden unter die Lupe genommen. Erschreckend: 9 von 10 Frauenmorden und alle Femizide (Morde, bei denen das Frausein ausschlaggebend war) begingen Männer.
Häufig ist der Mörder der (Ex-)Mann. Die meisten Tötungen passieren in der eigenen Wohnung. Die Gruppe der Männer im Alter von 30 bis 39 sticht heraus (23 Prozent), obwohl sie nur 14 Prozent der Bevölkerung stellt. Täter, die Ausländer waren oder Migrationshintergrund hatten, stellten 40 Prozent, bei einem Bevölkerungsanteil von nur 24,4 Prozent.
Opfer wandten sich nicht an Gewaltschutzhilfen
Geht es um die Art, wie man die „Ex“ attackiert, ist das Messer (33,5 Prozent) die häufigste Waffe. Fast so oft wurden Frauen erwürgt. Kaum ein Opfer suchte eine Gewaltschutzeinrichtung auf. Die Autorinnen plädieren, Opfer- vor Datenschutz zu stellen. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) merkte an, dass bis 30. Juni 7650 Betretungsverbote ausgesprochen wurden. Präventionsbedienstete wurden von 500 auf 1200 aufgestockt.
Was soll passieren:
Frauenministerin Susanne Raab setzt gegen patriarchale Strukturen auf Schulworkshops, will mehr Opferschutzwohnungen. Justizministerin Alma Zadić plädiert für Gewaltambulanzen. Und: Mehr Anlaufstellen für Männer in Krisen sollen her.
Frauenhelpline: 0800/222 555
Opfernotruf: 0800/112 112
Männernotruf: 0800/246 247
Ins selbe Horn stößt der Männernotruf. Man müsse mehr dort ansetzen, von wo Gewalt ausgeht, sagt Leiter und Ex-Polizist Eduard Hamedl. Kampagnen, um die wichtigsten Notrufnummern bekannter zu machen, würden ebenso helfen wie der Ausbau von Übergangswohnungen für Frauen.
Der Verein FEMA (für Alleinerzieherinnen) fordert neben dem Verbot unwissenschaftlicher Begriffe wie „Entfremdungssyndrom“ oder „leibliche Bildungsintoleranz“ Pflichtschulungen von Familienrichtern, Jugendämtern, Gutachtern und Co. und eine unabhängige Ombudsstelle für Opfer. Marina Sorgo vom Dachverband der Gewaltschutzzentren Österreichs möchte mehr Betreuungseinrichtungen für Kinder.
Maria Rösslhumer von den Autonomen Frauenhäusern wünscht sich die Umsetzung der Istanbul-Konvention. Darin verpflichtete sich Österreich 2013, jede Frau zu schützen, wenn sie von Gewalt betroffen ist. Rösslhumer: „Wir sind weit entfernt von einer guten Gleichstellungspolitik. Viele Anzeigen werden von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Das ist eine Demütigung für die Frauen und ein Freibrief für Täter.“
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