„Ich sitze hier in Linz auf etwas Genialem, habe aber nicht das Geld es zu machen“, sagt Oberösterreichs Vorzeigeprofessor für Künstliche Intelligenz (KI), Sepp Hochreiter, an der JKU. SPÖ-Chef Michael Lindner fordert daher, dass das Land Oberösterreich die Finanzierung der KI-Grundlagenforschung übernehmen solle.
„Johannes Kepler würde heute diese KI-Grundlagenforschung unterstützen. Denn Künstliche Intelligenz wird unser Leben in allen Bereichen verändern. Mit dem Team von Sepp Hochreiter haben wir eine KI-Grundlagenforschung von internationaler Bedeutung in Linz“, sagt SPÖ-Politiker Lindner. Und er kritisiert: „Trotzdem mangelt es im Industriebundesland Oberösterreich an finanzieller Unterstützung dafür. Wenn das so weitergeht, macht die verantwortliche ÖVP/FPÖ-Landesregierung aus Oberösterreich international ein Beispiel dafür, wie man es falsch macht.“ Gleichzeitig scheine für Prestige-Uni-Projekte der ÖVP OÖ, wie dem IDSA, genügend Geld vorhanden zu sein, ergänzt Lindner.
KI-Pionier Hochreiter wurde recht deutlich
Im APA-Gespräch war Hochreiter, der mit der Technik Long Short-Term Memory (LSTM) eine der Grundlagen für KI-Systeme geschaffen hat, recht deutlich geworden: „Ich schrei‘ jetzt, weil ich ganz vorne sitze in der Forschung und merke, dass was fehlt. In ein paar Jahren schreien andere wie die Industrie dann auch, weil sie merken, dass wir was verpasst haben.“ Das verdeutlicht eine Analyse der US-Denkfabrik Brookings, wonach Österreich sieben Millionen Euro in seine KI-Strategie investiere, Schweden dagegen 500 Mio. Euro, die Niederlande zwei Milliarden, Deutschland fünf Mrd. Euro. Mit seiner LSTM-Technik könnte man quasi ein „besseres ChatGPT“ machen, sagte er.
Zu 100 Prozent von USA und China abhängig
Lindner zieht für seine Mahnung noch weitere geografische Kreise: „Derzeit sind wir zu 100 % von KI-Modellen aus den USA und China abhängig. Einerseits mache ich mir Sorgen um den unzureichenden Schutz der Privatsphäre der Nutzer:innen. Andererseits bleiben europäische Akteure zurück, was unsere wirtschaftlichen Chancen massiv schmälern kann und eine Abhängigkeit von ausländischen Anbietern erzeugt.“ KI - Made in Austria sei demgegenüber wichtig, um den Arbeits- und Industriestandort Oberösterreich abzusichern, so der SPÖ-Landeschef: „Die Integration von KI-Elementen in Produktions- und Dienstleistungsprozesse ist das Gebot dieses anstehenden Wandels.“
Ausreichende Rechnerleistung ist nötig
Also was tun? Die SPÖ OÖ sieht in der KI-Grundlagenforschung an der JKU die Chance, eine strategische Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen, Unternehmen und der akademischen Welt zu sichern. Lindner: „Neben der Finanzierung der KI-Grundlagenforschung an der JKU muss das Land Oberösterreich sich darauf konzentrieren, Innovationsökosysteme anzustoßen. Hierfür wird auch ausreichende Rechnerleistung für Forschung und Anwendung zur effektiven Modellierung und Verarbeitung großer Datenmengen wichtig sein. Stattdessen bleibt die KI-Grundlagenforschung von Sepp Hochreiter unterfinanziert, und der Start des IDSA (Digital-Universität Linz) ist überhastet und stolperhaft.“
Sicheres Datenmanagement ist eminent wichtig
Abschließend betont der Vorsitzende der SPÖ OÖ die Bedeutung eines sicheren Datenmanagements für KI-Innovationen und den Schutz der Verbraucher:innen und verweist dazu auf den EU AI Act als ersten EU-Rechtsrahmen für KI, der die Regulierung nach Risikokategorien vorsieht und unterschiedliche Anforderungen an KI-Systeme stellt.
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