In der Folge tritt sie mit Blindenstock und Sonnenbrille auf die Straße und entpuppt sich als blind. Für den ÖBSV stellt diese Art der Darstellung einen Missbrauch von Behinderung dar. "In der TV-Kampagne wird ein völlig verdrehtes, unrealistisches und damit diskriminierendes Bild über blinde Menschen erzeugt, nur um in die Schlagzeilen zu kommen, nicht, um den Betroffenen zu helfen", sagte Gerhard Höllerer, Präsident der ÖBSV-Dachorganisation, der selbst blind ist. Blindheit werde in dem Spot "auf sexistische Art und Weise dazu missbraucht, um den Verkauf von Produkten anzukurbeln".
Würde des Menschen verletzt
Die Selbsthilfeorganisation für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen in Österreich sieht die allgemeinen Grundsätze des Werberates verletzt. Darin heißt es etwa: "Werbung darf nicht die Würde des Menschen verletzen, insbesondere durch eine entwürdigende Darstellung von Sexualität oder anderweitig diskriminierende Darstellungen."
Palmers hatte die Frage, ob man mit einer Behinderung Werbung machen dürfe, in einer Aussendung in der Vorwoche für sich selbst beantwortet: "Sich schön, sexy und begehrenswert zu fühlen, ist keine Frage des Alters, der Konfektionsgröße, ob man arm oder reich ist oder: ob man sehen kann oder nicht. Es ist ein Gefühl! Und ein sehr gutes Gefühl, wie Ihnen jede Frau dieser Welt bestätigen wird", lautet die Antwort von Marketingleiterin Gudrun Liska. Blinde Menschen hätten "eine wesentlich höhere Sensibilität, sie verlassen sich beim Dessous-Kauf mehr auf das, was ihnen ihre Hände und ihr Körper über das Wäschestück verraten". Daher sei der Qualitätsanspruch an die Wäsche "sehr hoch".
Blinde Frauen können sich Produkt gar nicht leisten
Offensichtlich sei die Firma Palmers falsch beraten worden, so Höllerer. Für ihn sind die Werbeaussagen, der Qualitätsanspruch an die Wäsche sei bei blinden Menschen "sehr hoch" und werde durch "ein Stück leistbarer Luxus" von Palmers befriedigt, jedenfalls ein Skandal, wie er betonte: "Gerade blinde Frauen leben in unserer heutigen Gesellschaft nicht selten an der Armutsgrenze und können sich derartige Produkte nicht im Entferntesten leisten." Außerdem spiele das gezeigte Model lediglich eine blinde Frau und sei tatsächlich nicht sehbehindert, gab er zu bedenken.
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