Türken an den Urnen
Stichwahl: Kann Erdogan das Präsidentenamt halten?
Die Stichwahl um das Präsidentenamt in der Türkei hat begonnen. Seit Sonntagfrüh können Bürger ihre Stimme entweder dem amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan oder seinem Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu geben. Die Wahllokale haben bis Sonntagnachmittag (16 Uhr MESZ) geöffnet. Vorläufige Ergebnisse werden am Abend erwartet.
Der 69-jährige Erdogan geht als Favorit in die Abstimmung. Er hatte bei der ersten Runde der Wahl vor zwei Wochen zwar die meisten Stimmen erhalten, verpasste aber die nötige absolute Mehrheit. Kılıçdaroğlu landete etwa 4,5 Prozentpunkte hinter dem islamisch-konservativen Staatschef, der seit 20 Jahren die Geschicke des Landes lenkt.
Rekordbeteiligung in Österreich
Rund 61 Millionen Menschen sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Türkische Staatsbürger in Österreich haben bereits abgestimmt. Es war hierzulande erneut eine Rekordbeteiligung verbucht worden. Wie die türkische Botschaft in Wien mitteilte, wurden insgesamt 67.726 Stimmen gezählt. Dies entspreche einer Beteiligung von 60,47 Prozent der 112.000 Stimmberechtigten oder um 4,3 Prozentpunkte mehr als in der ersten Wahlrunde. Im ersten Durchgang hatten 72 Prozent der türkischen Wähler in Österreich für Erdogan gestimmt.
Keine faire Wahl?
Die Wahlen gelten grundsätzlich als frei, aber nicht fair. Am Sonntag jähren sich auch die regierungskritischen Gezi-Proteste von 2013. Das Thema Migration hatte vor dem Hintergrund einer zunehmend feindlichen Stimmung gegen Flüchtlinge großen Stellenwert im Wahlkampf. In der Türkei leben nach offiziellen Angaben rund 3,4 Millionen syrische Flüchtlinge. Die Wahl findet zudem vor dem Hintergrund einer Währungskrise und den verheerenden Erdbeben im Februar statt.
Kılıçdaroğlu ist Chef der sozialdemokratischen Partei CHP und tritt für ein breites Bündnis aus sechs Parteien an. Erdogan wurde 2003 Ministerpräsident, seit 2014 ist er Staatspräsident. Seit der Einführung eines Präsidialsystems vor fünf Jahren hat er weitreichende Befugnisse.
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