Abhörskandal in GB

“News of the World” bespitzelte auch Opferanwälte

In der Abhöraffäre rund um das eingestellte britische Boulevard-Blatt "News of the World" kommen immer wieder pikante Details ans Tageslicht. Laut BBC und "Guardian" habe die Zeitung sogar einen Privatdetektiv zur Bespitzelung von Opferanwälten eingesetzt.

Nach Informationen der beiden britischen Medien filmte der Privatdetektiv Derek Webb heimlich den Anwalt Mark Lewis sowie Lewis' ehemalige Assistentin Charlotte Harris, eine weitere Opferanwältin. Webb sollte nachweisen, dass die beiden eine Beziehung hatten und vertrauliche Informationen austauschten.

Der Privatdetektiv wurde nach eigenen Angaben von dem Blatt Anfang 2010 angeheuert. Laut "Guardian" überlegte "News of the World" auch, wie sie Lewis davon abbringen könnte, weiter Opfer des Abhörskandals zu vertreten. Unter anderem sei versucht worden, einen ehemaligen Kunden des renommierten Anwalts zu einer Klage gegen ihn zu bewegen.

Die "News of the World"-Affäre
Journalisten der "News of the World" hatten jahrelang Handymailboxen von Prominenten sowie von Angehörigen getöteter Soldaten und Verbrechensopfern abgehört. Der Skandal war bereits im Jahr 2006 ans Licht gekommen und weitete sich im Juli aus, als bekannt wurde, dass Journalisten des Blatts auch die Mailbox der entführten 13-jährigen Schülerin Milly Dowler geknackt hatten (siehe Infobox). 

Die Affäre löste ein Erdbeben aus und führte zur Einstellung der Zeitung, dem Rücktritt von Vertrauten des Medienmoguls Rupert Murdoch, ranghohen Polizeibeamten und eines Mitarbeiters von Premierminister David Cameron. Murdochs Sohn James muss am Donnerstag in seiner Rolle als Chef von "News of the World"-Herausgeber "News International" erneut vor einem Parlamentsausschuss zu dem Skandal Stellung beziehen.