Erster Rücktritt

Syrien: Assads Regime droht zu zerbröseln

Ausland
01.09.2011 16:51
Das syrische Regime zeigt nach Monaten blutiger Gewalt gegen Demonstranten erste Auflösungserscheinungen. Erstmals seit Beginn der Protestwelle gegen Staatschef Bashar al-Assad ist offenbar ein ranghoher Beamter zurückgetreten. In einem im Internet verbreiteten Video gab der Generalstaatsanwalt der Provinz Hama, Adnan Mohammed al-Bakkur (rechts im Bild), die Niederlegung seines Postens bekannt, was von den syrischen Behörden am Donnerstag aber umgehend als "glatte Lüge" bezeichnet wurde.

"Ich, Adnan Mohammed al-Bakkur, Generalstaatsanwalt der Provinz Hama, gebe hiermit meinen Rücktritt unter dem Regime von Assad und seinen Banden bekannt", sagte er in dem Video. Wo und wann das Band aufgenommen wurde, blieb unklar.

Al-Bakkur begründete seinen Schritt mit der anhaltenden Gewalt gegen Regierungsgegner. Am 31. Juli seien im Zentralgefängnis von Hama 72 Aktivisten exekutiert worden, 320 weitere durch Folter in Polizeigewahrsam gestorben. Rund 420 Menschen seien von Sicherheitskräften getötet und in Massengräbern verscharrt sowie rund 10.000 Menschen "willkürlich festgenommen" worden, sagte Al-Bakkur in dem Video.

Behörden: "Al-Bakkur wurde zu Aussagen gezwungen"
In einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Sana hieß es dazu, Al-Bakkur sei am vergangenen Montag von Terroristen entführt worden. Diese hätten ihn unter Androhung von Gewalt gezwungen, Lügen über die Praktiken der Sicherheitskräfte zu verbreiten. Behörden werteten die Aussagen ebenfalls als "glatte Lügen".

In Syrien regiert weiterhin die Gewalt
Unterdessen gehen die Gewalttaten weiter: In der Nacht auf Donnerstag meldete die Protestbewegung erneut Razzien in der Stadt Hama, die zu den Hochburgen des Aufstandes gegen Assad gehört. Seit Mittwoch seien landesweit sechs Zivilisten getötet worden, hieß es weiter. Unter den Toten soll auch ein zehnjähriges Mädchen sein, das in Deir al-Zor in einem Taxi erschossen wurde.

Wie viele Menschen seit Beginn des Aufstandes Mitte März getötet wurden, kann bisher niemand genau sagen. Menschenrechtler gehen jedoch von mehr als 2.200 Toten aus. Hunderte von Menschen werden außerdem von ihren Angehörigen vermisst. Es wird befürchtet, dass etliche von ihnen getötet und in Massengräbern verscharrt wurden.

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