Ex-ORF-Generaldirektor Gerhard Zeiler hat scharfe Worte in Richtung des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Peter Doskozil (SPÖ) getätigt. „Es gibt wenige Szenarien, wo ich mir vorstellen kann, nicht mehr Mitglied der SPÖ zu sein, aber eine Kanzlerkandidatur oder eine Parteiführung von Doskozil wären so ein Fall“, betonte der Medienmanager im Interview auf Puls24 (siehe Video oben). Der Konter aus dem Burgenland ließ nicht lange auf sich warten.
Auf die Nachfrage von Moderatorin Corinna Milborn, wie er das begründe, sagte Zeiler: „Weil ich nicht glaube, dass er (Anm. Hans Peter Doskozil) Sozialdemokrat ist. Weil ich glaube, dass er sich aus vielerlei Gründen viel zu sehr, auch politisch und von seinen Ansichten, wo hinbewegt, wo eher die FPÖ zuhause ist. Und da würde ich nicht mitmachen.“
Roter Konter aus dem Burgenland
Die Reaktion aus dem Burgenland ließ nicht lange auf sich warten. „Herr Zeiler hat 2019 eine von der SPÖ gestützte Minderheitsregierung vom damaligen ÖVP-Kanzler Kurz vorgeschlagen. Noch Fragen?“, schrieb SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst auf Twitter.
Lecher an Zeiler: „Das geht zu weit“
Kritik an Zeilers Wortwahl kommen vom steirischen SPÖ-Nationalratsabgeordneten Max Lercher. „Wer mich kennt weiß, dass ich immer für harte inhaltliche Diskussionen zu haben bin. Aber, dass sich da jemand hinstellt und meint, er kann entscheiden, wer Sozialdemokrat ist und wer nicht, geht zu weit“, schrieb der rote Ex-Bundesgeschäftsführer auf Twitter. Es sei faszinierend, wie oft Sozialdemokraten bereit seien, immer wieder dieselben Fehler zu wiederholen.
Zeiler plante einst mit Kern Ablöse Faymanns
Zeiler ist kein unbeschriebenes Blatt, wenn es darum geht, innerhalb der SPÖ für Wirbel zu sorgen. Recht offenherzig gab der Medienmanager Mitte Mai 2016 in der „ZiB 2“ im ORF zu, gemeinsam mit Christian Kern die Ablöse von Werner Faymann als Kanzler und SPÖ-Bundesparteichef ein Jahr lang vorbereitet zu haben. „Wir hatten beide eine Rolle zu spielen und waren uns einig, dass eine personelle Veränderung innerhalb der SPÖ notwendig ist“, sagte Zeiler damals.
SPÖ-Umfrage: Doskozil stellt Parteichefin die Rute ins Fenster
Innerhalb der SPÖ tobt seit längerer Zeit erneut ein interner Machtkampf - dieses Mal zwischen der roten Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner und Doskozil. Jüngster Aufreger war eine Umfrage der SPÖ Burgenland. Darin wurde das bundespolitische Potenzial Doskozils abgefragt. Das Ergebnis: Mit einem Kanzlerkandidaten Doskozil würde die SPÖ bundesweit 32 und unter Rendi-Wagner 27 Prozent erreichen.
Ludwig kritisiert Doskozil
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig zeigte sich über die Aktion verärgert. Und er zeigte sich überzeugt: Als Spitzenkandidatin wird niemand anderer als Rendi-Wagner bei der nächsten Wahl ins Rennen gehen. „Die Frage der Spitzenkandidatur wird in der SPÖ innerhalb der entsprechenden Parteigremien geklärt, wenn eine Wahl ansteht“, teilte der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) mit. Das sei aktuell nicht der Fall.
Doskozil über „Gehässigkeit“ verwundert
Doskozil wiederum verteidigte die Umfrage und betonte, er sei von der „Gehässigkeit“ innerhalb der SPÖ überrascht, die ihm nun entgegenschlage. Dass er tatsächlich Kanzlerkandidat werde, sei „utopisch, weil ich offensichtlich in der Partei zu sehr polarisiere“, sagte Doskozil. Rendi-Wagner selbst bezeichnete die Differenzen mit Doskozil als „nicht tragisch“.
ÖVP: „Man weiß nicht so recht, wer in der SPÖ die Zügel in der Hand hat“
Die ÖVP nimmt die Differenzen innerhalb der SPÖ mit Genuss auf: „Ludwig sollte in die Führungsdebatte in der SPÖ eingreifen und für Stabilität sorgen. In letzter Zeit weiß man nicht mehr so recht, wer in der SPÖ tatsächlich die Zügel in der Hand hat. Ist es Rendi-Wagner? Kaiser? Doskozil? Oder doch Ludwig? Je mehr Zeit vergeht, desto offensichtlicher ist es, dass die SPÖ in Asylfragen keine klare Linie findet“, schrieb Generalsekretär Bernhard Stocker in einer Aussendung.
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