Unmut über Tschechien

AKW-Pläne: OÖ-Gemeinden drohen mit Grenzblockaden

Oberösterreich
07.11.2022 11:06

Die Atomkraft wird in vielen europäischen Ländern als klimaschonende Energieform angesehen. So auch in Österreichs nördlichem Nachbarland Tschechien. Dort wird der Neubau mehrerer Mini-Atomkraftwerke geplant, auch am Gelände des Atomkraftwerks in Temelin, das rund 60 Kilometer zur Grenze zu Oberösterreich entfernt liegt. In den Grenzgemeinden sorgt die heimliche AKW-Offensive aktuell für Sorge und Unmut.

Dass Tschechien seine Atomkraftwerke ausbauen will, ist bekannt. Geplant sind zwei neue Reaktorblöcke in Temelin und mehrere kleinere Kraftwerke. Aber die Pläne für diese Mini-Atomkraftwerke dürften bereits deutlich fortgeschrittener sein als bisher bekannt. Laut deutschen Medienberichten werden bereits sieben konkrete Projekte geprüft. 2032 könnte das erste in Temelin in Betrieb gehen.

Im Mühlviertel brodelt es
In den Mühlviertler Gemeinden in Oberösterreich - an der Grenze zu Tschechien - brodelt es deswegen bereits gewaltig. Man sei wieder einmal nicht informiert worden, beklagt die Bürgermeisterin von Leopoldschlag, Anita Gstöttenmayr (ÖVP), gegenüber dem Ö1-„Morgenjournal“. Sie fügt hinzu: „Temelin ist gut 50 Kilometer vom Ortskern entfernt. Von gewissen Anhöhen in unserer Gemeinde kann man die Reaktoren mit freiem Auge sehen.“

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Temelin ist gut 50 Kilometer vom Ortskern entfernt. Von gewissen Anhöhen in unserer Gemeinde kann man die Reaktoren mit freiem Auge sehen.

Anita Gstöttenmayr (ÖVP), Bürgermeisterin von Leopoldschlag

Demonstrationen und Grenzblockaden - zum Beispiel am Grenzübergang Wullowitz - sind im Gespräch. „Wir werden wieder auf die Straßen gehen müssen, damit man aufzeigt und was erreichen kann. Es ist traurig, dass man keine anderen Wege finden kann, um zu kommunizieren, aber dann muss man halt wieder einen Aufstand machen“, betont Gstöttenmayr.

Sorge um Endlagerung 
In dieselbe Kerbe schlägt Günter Lorenz (ÖVP), Bürgermeister von Rainbach. „V
iele Fragen sind noch immer nicht beantwortet. Etwa, wie man mit dem radioaktiven Abfall umgehen will, also mit der Endlagerung. Da befürchten wir, dass das wieder in Grenznähe zu Österreich deponiert werden soll.“

Tschechien setzt auf Mini-AKWs
In Tschechien sind die AKW-Pläne schon sehr konkret. Das liberalkonservative Kabinett will den Anteil der Atomkraft an der Stromproduktion bis 2040 auf mehr als die Hälfte erhöhen. Eine Schlüsselrolle könnten dabei Mini-AKWs - neue Kernkraftwerke im Kleinformat - spielen. Petr Zavodsky ist innerhalb des teilstaatlichen Energiekonzerns CEZ für die AKW-Ausbaupläne verantwortlich.

In der CEZ-Konzernzentrale sieht man die kleinen, modularen Reaktoren bereits als künftigen Ersatz für Kohlekraftwerke. Diese gelten aufgrund der Klimaschutzpläne als Auslaufmodell. Der Vorteil wäre, so die Planer, dass dann ganze Städte mit Fernwärme aus einem lokalen AKW versorgt werden könnten. Mehr als ein Drittel der Haushalte in Tschechien nutzt diese Form der Heizung.

AKWs: Hohe Zustimmung innerhalb der Bevölkerung Tschechiens
Um Unterstützung in der eigenen Bevölkerung muss sich die Atom-Lobby in Tschechien nicht groß bemühen. In einer im Vorjahr durchgeführten „Eurobarometer“-Umfrage gaben 79 Prozent der Tschechen an, die Atomkraft werde in den nächsten 20 Jahren positive Auswirkungen haben. Das war die höchste Zustimmung unter allen EU-Staaten. In Deutschland rechnete indes eine klare Mehrheit von 69 Prozent der Befragten mit negativen Folgen.

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