Psychische Gesundheit

So können Sie Krisen besser meistern

Gesund Aktuell
05.08.2022 05:00

Gerade in schwierigen Zeiten ist psychische Widerstandfähigkeit gefragt. Wer negative Ereignisse an sich „abprallen“ lässt, überwindet Krisensituationen besser. Diese Resilienz kann man auch lernen - Innsbrucker Forscher haben dafür Trainingsprogramme entwickelt. 

Derzeit bestimmen Ängste das Leben vieler Menschen in unserem Land. Aktuell fürchten wir uns bei noch hohen Temperaturen davor, dass uns das Wasser ausgeht. Aber auch vorausschauend vor einem eiskalten Winter. Der Krieg mit Flüchtlingswelle bereitet Sorgen, ebenso die Bedrohung durch Arbeitslosigkeit. Die Liste ließe sich leider noch lange fortsetzen. Ist die Regierung an allem schuld? Wohl an vielem, aber bestimmt nicht an allem. Was würden die Roten, Blauen oder Pinken besser machen?

Die Wahrscheinlichkeit, dass sie Corona, den Ukraine-Konflikt oder massiv schlechter werdende Umweltbedingungen verhindert hätten, möge jeder denkende Mensch selbst beurteilen. Was bleibt, ist eine vielfältige Krisensituation, der sich immer mehr Mitmenschen nicht mehr gewachsen fühlen. Ein Forschungsprojekt der Med. Universität Innsbruck hat sich speziell mit der Pandemie befasst und erfolgreich konkrete Maßnahmen getestet, um sogenannte Resilienz zu entwickeln. Drunter versteht man die Fähigkeit, belastende Einflüsse besser zu bewältigen.

Wie Sie Probleme an sich „abprallen“ lassen können
Der Begriff stammt aus dem lateinischen „resilire“, was man als „abprallen“ übersetzen kann. Gemeint ist, negative Ereignisse so gut wie möglich abfließen zu lassen. Diese eben nicht in sich aufzunehmen, sondern positiv, lösungsorientiert zu reagieren. Klingt alles furchtbar theoretisch und ist es grundsätzlich auch. Aber Innsbrucker Wissenschafter unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Alex Hofer haben sich der Sache durchaus von der praktischen Seite her angenommen: „Zunächst begannen wir, die Befindlichkeit der Tiroler Bevölkerung seit Beginn der Pandemie dreimal zu erforschen - Sommer 2020, Winter 20/21 und Winter 21/22. “

Dabei beschrieben sich 15% aller Teilnehmer selbst als psychisch belastet, falls seelische Vorerkrankungen vorlagen, sogar 50%. Besonders betroffen: Frauen, Alleinstehende und Personen mit geringem Einkommen. Prof. Hofer: „Sehr alarmierend war die Tatsache, dass zunehmend Substanzen zugeführt wurden, um sich besser zu fühlen. Von Medikamenten über Suchtmittel bis zu Alkohol. Vor allem Einsamkeit und Langeweile stellten das große Problem dar.“ Wie der Fachmann bestätigt, sind heute hauptsächlich Schlafstörungen, Antriebslosigkeit und Schwierigkeiten mit der Konzentration das Thema.

Und natürlich die eingangs genannten Ängste. Dr. Hofer: „Freilich ist die Resilienz bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Für jene, denen es leider schlechter geht, eine gute Nachricht: Resilienz kann erlernt, gestärkt und trainiert werden!“ An der Med. Uni Innsbruck wurde deshalb ein brandneues Projekt entwickelt, in welchem zwei hilfreiche Maßnahmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit angeboten werden: Das Trainingsprogramm RASMUS und die Progressive Muskelentspannung. Alles kostenlos, wie Prof. Alex Hofer betont.

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Freilich ist die Resilienz bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Für jene, denen es leider schlechter geht, eine gute Nachricht: Resilienz kann erlernt, gestärkt und trainiert werden!

Univ.-Prof. Dr. Alex Hofer, Direktor der Univ.-Klinik für Psychiatrie I, Med. Uni Innsbruck

Jeder mit Internet-Zugang kann teilnehmen
Einleitende Untersuchungen werden per Telefon, Online-Video-Plattformen und Online-Fragebögen durchgeführt. Das Training erfolgt live-online. Auf Wunsch werden alle Verfahren auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten angeboten. Jeder mit einem Internet-Zugang kann teilnehmen. Ein paar Details zu RASMUS: Dieses Programm zur besseren Stressverarbeitung wird über 10 Wochen einmal wöchentlich durchgeführt. Alle eingesetzten Methoden unterstützen die Teilnehmer im Umgang mit Stress bzw. Ängsten.

Ziel ist Verbesserung des emotionalen Wohlbefindens mit einer ganzen Reihe von Übungen, Arbeit in Kleingruppen und einzeln, Gruppendiskussionen, Hausaufgaben und Hilfestellung bei der Überleitung in den Alltag. Die Progressive Muskelentspannung ist eine lange bekannte Technik. Ende der 1920er Jahre vom US-Arzt Dr. Edmund Jacobson entwickelt, basiert sie auf der Erkenntnis, dass gezielte Anspannung und nachfolgende Entspannung bestimmter Muskelgruppen auch psychische Verkrampfungen löst.

Wolfgang Exel
Wolfgang Exel
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