Attentat von 1980

Gedenkmarsch in Bologna – Regierung schaut weg

Ausland
02.08.2011 14:49
Tausende Menschen haben am Dienstag im italienischen Bologna an einem Gedenkmarsch zu Ehren jener 85 Personen teilgenommen, die vor 31 Jahren - am 2. August 1980 - bei einem rechtsextremen Sprengstoffattentat auf den Bahnhof der Stadt ums Leben gekommen waren. Familienangehörige und Freunde der Opfer trugen T-Shirts mit jeweils einem Namen der Todesopfer und zogen durch die Innenstadt. "Bologna vergisst nicht" war auf einem Spruchband zu lesen - die italienische Regierung blieb der Veranstaltung jedoch fern.

Bereits in den vergangenen Jahren waren Regierungsmitglieder aus dem Lager von Premier Silvio Berlusconi immer wieder scharf von Anhängern der Linken sowie von Familienangehörigen der Opfer ausgepfiffen worden - so auch am Dienstag.

Der italienische Präsident Giorgio Napolitano forderte in einer Botschaft an die Hinterbliebenen einen verstärkten Einsatz zur Klärung der Hintergründe des Anschlags. Staatsanwälte sollten sich weiterhin bemühen, die Auftraggeber des Anschlags zu entlarven, so das linksgerichtete Staatsoberhaupt.

Schwerster Anschlag in Italien seit Zweitem Weltkrieg
Am 2. August 1980 waren zwei Koffer mit Bomben in einer Bahnhofswartehalle explodiert und hatten vor allem Urlauber in den Tod gerissen. Das Attentat von Bologna ist bis heute der schwerste Terroranschlag in Italien seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Explosion zerstörte einen Großteil des Hauptgebäudes, beschädigte einen stehenden Zug und war kilometerweit zu hören.

Auf den Anschlag folgten ein langes, verworrenes und umstrittenes Gerichtsverfahren sowie politische Diskussionen. Obwohl es sich um eine Tat rechtsextremer Gruppen handelte, versuchten rechte politische Kreise, der linken Szene der "roten Hochburg" Bologna die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Auch Geheimdienstleute verurteilt
In acht Prozessen zwischen 1988 und 1994 wurden drei Neofaschisten, darunter das Ehepaar Valerio Fioravanti und Francesca Mambro, als unmittelbare Täter zu lebenslänglichen Haftstrafen bzw. 30 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht hatte sie der Ausführung des Terrorakts schuldig befunden. Weitere Freiheitsstrafen wurden wegen Irreführung und Verschleierung gegen einige Geheimdienstleute und den umstrittenen Chef der Geheimloge Propaganda Due (P2), Licio Gelli, verhängt.

Die mutmaßlichen Hintermänner des Anschlags wurden nie ausgeforscht und vor Gericht gestellt. Die Opfer und ihre Angehörigen mussten bis 2008 auf eine Entschädigungsregelung warten.

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