Debatte um Getränk

5,20€ für Soda-Zitron: Strandcafé erklärt, warum

Kulinarik
18.05.2022 15:45

Nachdem das Soda-Zitron in der vergangenen Woche medial zur Causa prima wurde, diskutiert ganz Österreich, was ein Zitronensaft aufgespritzt mit Sodawasser im Restaurant kosten „darf“. Welch hoher Aufwand hinter einem frischen Soda-Zitron aus Bio-Zitronen steckt, wurde aufgeklärt: Zur Demonstration holte sich das Team des Strandcafés an der Alten Donau Starkoch Robert Letz als „moralische Instanz“ ins Boot, der dank seiner 41-jährigen Erfahrung in der Gastronomie die echten Kosten transparent machte.

Es ist wohl das nichtalkoholische Nationalgetränk der Österreicherinnen und Österreicher: Das Soda-Zitron, liebevoll auch „Sozi“ genannt. Entscheidend für den Geschmack ist die Qualität. Konzentrate oder Saft aus der Dose sind tabu, nur wer den Saft frischer Zitronen verwendet, verpasst dem Wasser eine erfrischende Note voller Vitamin C.

Doch selbst die feinsten Früchte und das prickelndste Soda machen bei den Kosten nur einen Bruchteil aus. In seiner Rolle als unabhängige, moralische Instanz verriet Starkoch Robert Letz (Er ist kein Mitarbeiter des Lokals!) verblüffende Details, die wohl niemand bei einem so simplen Getränk vermutet hätte.

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Beim Soda-Zitron verhält es sich so ähnlich wie bei einer Melange. Es ist ein Getränk, das von vielen ohne einen genauen Blick auf die Preisliste bestellt wird. Entpuppt sich der Preis auf der Rechnung höher als die "gefühlten" Kosten, ist der Gast oft überrascht bzw. verärgert.

Starkoch Robert Letz

Via Twitter beschwerte sich kürzlich ein Gast über den Preis für 0,5 Liter Soda-Zitron im Strandcafé an der Alten Donau und löste so einen regelrechten Sturm im Blätterwald aus. Doch wie so oft im Leben hat alles zwei Seiten. Dringt man tiefer in die Materie ein, zeigt sich, dass das Soda-Zitron eigentlich einen Sonderfall in der Gastronomie darstellt und in Wahrheit kein billiges „Saftl“ ist.

„Die Herstellung von 0,5 Liter Sozi bedeutet einen weitaus höheren Aufwand für den Wirt als z.B. ein halber Liter Fruchtsaft aus der Flasche oder ein Bier“, so Letz. Während Bier und Co. direkt ins Haus kommen, müssen die Bio-Zitronen im Großhandel besorgt werden und das geht ins Geld. „Bio-Zitronen kosten durchaus 50 Cent pro Stück und die aus einer Zitrone gewonnene Saftmenge variiert. An reinen Materialkosten kommt das CO2 dazu, das entweder in einem externen Carbonator oder direkt aus der Schankanlage beigemischt wird.“

Der Spitzengastronom rechnet vor: 
Im konkreten Fall muss für 20 Soda-Zitron 1 Liter Zitronensaft aus 4 Kilo Bio-Zitronen von Hand gepresst werden. Bei einem Großhandelspreis von 4,20 Euro / Kilo, kostet 1 Liter Saft stolze 16,80 Euro oder auf ein Glas Soda-Zitron heruntergebrochen ca. 0,84 Euro. Ein großer Brocken neben den eher vernachlässigbaren Kosten fürs Soda (ca. 4 Cent pro halben Liter) ist das Personal. Das Team des Strandcafés griff zur Stoppuhr und ermittelte 30 Minuten fürs Pressen von 1 Liter Saft, die mit 10 Euro 50 Cent (Stundensatz 21 Euro brutto) entlohnt werden.

In jedem Soda-Zitron stecken also mindestens 50 Cent an Lohnkosten, Service nicht einberechnet. Um den Saft-Bedarf aller Gäste zu decken, ist ein Mitarbeiter täglich 2 Stunden nur mit dem Auspressen der Früchte beschäftigt. Kein Wunder, besuchen doch an starken Tagen bis zu 2000 Gäste das Lokal mit dem berühmten XXL-Floß auf dem Wasser. 

„Der Aufwand ist also sehr hoch und verdorbene Früchte, die leider bei jeder Lieferung anfallen, das Abwaschen der Gläser, sowie Glasbruch verursachen zusätzliche Kosten. Wenn Sie also das nächste Mal ,nur´ ein Soda-Zitron bestellen, dann denken Sie bitte auch an die Arbeit, die in dem scheinbar so simplen Getränk steckt!“

Was halten unsere „Krone“-Leser von diesen Preisen für Soda-Zitron? Gerechtfertigt oder überteuert? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen. 

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