Züge leer, keine Busse

Dieses Chaos richtete „Emil“ im Bahnverkehr an

Niederösterreich
10.09.2025 06:00

Elch „Emil“ sorgte mit seiner Anwesenheit am Bahnhof St. Pölten am Samstag für ein riesiges Durcheinander im Bahnverkehr. Züge fuhren leer ab, Ersatzbusse blieben aus, die Fahrgäste erreichten widersprüchliche Informationen. Die ÖBB entschuldigen sich und versprechen Besserung. 

Zwei Tage lang war er nach seinem Besuch spurlos verschwunden, doch am Dienstag konnten die zahlreichen „Emil“-Fans aufatmen: Der Elch ist wieder aufgetaucht. Er dürfte über Loosdorf nach Melk marschiert sein, wo er zunächst auf einem Kreisverkehr bei der Stadteinfahrt und wenig später auch etwas weiter Richtung Stadtzentrum gesichtet wurde. Tierschützer bleiben unabhängig von seinem Standort dabei: „Bitte lasst ,Emil’ in Ruhe, lockt ihn nicht an und füttert ihn nicht.“

Tage nach seinem Aufenthalt in St. Pölten, bei dem er auch den Bahnverkehr lahmgelegt hatte, kommt nun ans Licht, welche Folgen die vorübergehende Sperre für Zugpassagiere hatte. Denn für manche von ihnen wurde die Fahrt von Wien nach St. Pölten in den Abendstunden zum langwierigen Abenteuer.

Leerer Zug davongefahren, danach alle in einem Railjet
Zumindest ein verspäteter Zug sei gar nicht erst abgefahren, dafür eine fast vollständig leere Garnitur, weil niemand Bescheid bekommen habe, dass diese zuvor wegfährt. Anschließend hätten sich alle Fahrgäste regelrecht in einen einzigen Railjet „hineingequetscht“, nur um dann zu erfahren, dass dieser Zug die Landeshauptstadt umfahre und stattdessen Pöchlarn im Bezirk Melk ansteuere.

Sein Aufenthalt auf den Gleisen machte die Zugfahrt am Samstagabend für einige Passagiere zum ...
Sein Aufenthalt auf den Gleisen machte die Zugfahrt am Samstagabend für einige Passagiere zum Abenteuer.(Bild: Leserreporter)
„Emil“ hat nach den aufregenden Szenen in St. Pölten mittlerweile Melk erreicht.
„Emil“ hat nach den aufregenden Szenen in St. Pölten mittlerweile Melk erreicht.(Bild: DOKU-NÖ)
Dieses Bild gelang „Krone“-Fotograf Imre Antal, dem der Elch zufällig direkt vor die Linse lief.
Dieses Bild gelang „Krone“-Fotograf Imre Antal, dem der Elch zufällig direkt vor die Linse lief.(Bild: Imre Antal)

Busse kommen – oder doch nicht ...
Von dort würden Busse die Personen dann nach St. Pölten bringen. „Dort angekommen, war aber kein einziger Bus da“, schildert einer der rund 60 Betroffenen der „Krone“. Es herrschte Chaos, niemand habe gewusst, wie es weitergeht. „Selbst als ein Zug Richtung St. Pölten einfuhr, wusste zehn Minuten lang niemand, ob dieser auch weiterfährt“, wird berichtet. Rund fünf Stunden nach der geplanten Abfahrt konnte man St. Pölten erreichen.

Nachsatz: „Ein Unternehmen dieser Größe muss mit solchen Vorfällen professioneller umgehen. Wir hatten kaum Infos, wie es jeweils weitergeht. Dazu hat auch die Angabe auf den Anzeigetafeln mit jenen auf der Scotty-App nicht übereingestimmt. Man kann eine Münze werfen, was man glauben soll“, ist der Ärger groß. Dass zudem die Hotline der ÖBB am Wochenende nicht besetzt sei, sei ein weiteres Puzzlestück in dem großen Chaos gewesen.

Die Karte zeigt die Route des Elchs Emil in Niederösterreich seit Mitte August. Der Weg führt von der Grenze zu Tschechien über Mistelbach, Korneuburg, Tulln und St. Pölten bis nach Melk. Der Elch stammt vermutlich aus Polen. Quelle: APA.

„Sicherheit hat Vorrang“
Seitens der ÖBB betont man, dass man die Unannehmlichkeiten bedaure und verstehen könne, dass diese Situation frustrierend gewesen sei. Da sich „Emil“ laufend bewegt habe, sei ein Zufahren nach St. Pölten nicht möglich gewesen. „Die Sicherheit unserer Fahrgäste, unserer Mitarbeiter sowie natürlich auch des Tieres hatte dabei zu jeder Zeit oberste Priorität“, heißt es. Dennoch sei klar, dass viele Kunden die Situation vor Ort als unzureichend informiert und chaotisch erlebt hätten. „Das nehmen wir sehr ernst“, betont ein Sprecher.

„Das tut uns besonders leid“
Um die Auswirkungen im Nahverkehr so gering wie möglich zu halten, sei zwar ein Schienenersatzverkehr zwischen Loosdorf, Prinzersdorf und St. Pölten eingerichtet worden, allerdings konnten die Fernverkehrszüge den Halt in Loosdorf nicht anfahren. „Gemäß dem Betriebsstörungskonzept ist in dieser Situation ein außerplanmäßiger Halt in Pöchlarn vorgesehen, da dort der Bahnsteig auch für doppelte Railjets lang genug is. Dass dort die angekündigten Busse nicht wie erwartet vor Ort waren und Fahrgäste dort teilweise ohne Information warteten, tut uns besonders leid“, erklären die ÖBB.

Entschädigung beantragen
Man nehme die Rückmeldungen sehr ernst und arbeite den Vorfall derzeit akribisch auf. „Dabei werden auch die eingesetzten Zugbegleiter und Lokführer befragt, um zu verstehen, wie es zu widersprüchlichen Informationen und Versäumnissen in der Betreuung der Fahrgäste kommen konnte“, so der Sprecher. Zudem werde untersucht, ob ein Halt in Tullnerfeld für mehr Entlastung gesorgt hätte. Fahrgäste, die von den Verspätungen betroffen waren, können laut ÖBB unter www.oebb.at/de/reiseplanung-services/nach-ihrer-reise/fahrgastrechte Entschädigungen beantragen.

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