BlackBox-Premiere

Brudermord aus zwei Perspektiven

„Caino et Abel“ von Bernardo Pasquini.

(Bild: PETRA MOSER)

Die äußerst spannende Produktion „Kain und Abel“, die am Sonntag in der Linzer BlackBox Premiere feierte, beleuchtet die Geschichte der biblischen Brüder aus zwei komplett unterschiedlichen Blickwinkeln.

Wie kam das Verbrechen in die Welt? Geht es nach der Bibel, war es Kain, der den ersten Mord beging - und zwar ausgerechnet an seinem Bruder Abel. Die Geschichte lädt seit Jahrhunderten dazu ein, über Neid und Missgunst, Rache, Gewalt, Familie und Reue nachzudenken. Natürlich taten dies auch viele Künstler - zwei Werke von Komponisten, die ihre Version der Tragödie schufen, kontrastiert das Opernstudio des Landestheaters in der neuen Produktion „Kain und Abel oder Der erste Mord“ mittels musiktheatralem Doppelabend in der BlackBox des Musiktheaters.

Moderne Inszenierung für barockes Oratorium.

(Bild: PETRA MOSER)

Im ersten Teil erklingt mit „Caino et Abel“ von Bernardo Pasquini ein barockes Oratorium - Regisseur Gregor Horres setzt den umwerfenden Klängen des Euridice Barockorchesters der Bruckneruni (Leitung: Anne Marie Dragosits) eine moderne Inszenierung entgegen. Zwei recht gruselig hergerichtete Kinder (beeindruckend: Emil und Antonin Stamm) toben als Kain und Abel auf einer Plattform mit Polstern herum (Bühne: Elisabeth Pedross, Kostüme: Yvonne Forster), bis aus dem Spaß tödlicher Ernst wird. Das Ensemble (Gregoire Delamare, Michael Daub, Tina Josephine Jaeger, Hanyi Jang, Jana Markovic und Peter Fabig) führt mit kraftvollem Gesang durch die Geschehnisse.

Michael Daub als Ken und Gregoire Delamare als Abe.

(Bild: PETRA MOSER)

300 Jahre später deutet George Antheil in seinem Einakter „The Brothers“ alles neu, verlegt die Geschichte in moderne Zeiten und lässt Ken und Adam ausgerechnet um Mary streiten. Horres zeigt hier viel gefälligere Bilder, die aber mit Antheils Musik (Bruckner Orchester unter Claudio Novati) harmonieren. Herausragend hier v. a. die Gesangsleistung von Tina Josephine Jaeger als Mary.

„The Brothers“ von George Antheil.

(Bild: PETRA MOSER)

Ein anregend kontrastreicher Abend, der eine spannende Idee packend umsetzt!