Engpass auf Hütten

„Die Mitarbeiter besser pflegen als die Gäste!“

Tirol
18.04.2022 14:07

Viele Tiroler Hüttenwirte suchen vor jeder Saison händeringend nach geeigneten Mitarbeitern und werden nicht fündig. Einige denken ob dieser Misere ans Aufgeben und Zusperren. Die „Krone“ hat einen Hüttenwirt und eine Hüttenwirtin gefunden, die dieses Problem nicht haben. Sie zeigen vor, wie es funktionieren kann.

So arg, wie die Situation vielfach dargestellt werde, sei sie eigentlich nicht, sagt Thomas Fankhauser, Chef der Franz-Senn-Hütte über Neustift. „Wir sind jedenfalls gut aufgestellt und haben das Glück, gerade in der Küche auf Stammkräfte zählen zu können“, freut sich der langjährige Wirt des großen Alpenvereinsschutzhauses in den Stubaier Alpen.

Fankhauser lukriert sein Personal hauptsächlich über Jobportale des Alpenvereins, die schon die Funktion eines „Vorfilters“ haben. Außerdem hat er ein Infoblatt für potenzielle Jobinteressenten erarbeitet. Diese wissen dann schon, was auf sie am Arbeitsplatz zukommt und was sie vom Job erwarten dürfen.

Verklärten Vorstellungen rasch entgegentreten
Interessenten gebe es durchaus, die Frage sei freilich, wie gut diese auch geeignet seien und welche Vorstellungen sie hätten. „Bei schönem Wetter fünf Tage lang Touren unternehmen und dann ein bisschen arbeiten – das spielt es natürlich nicht“, stellt er klar.

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Wenn es einmal nicht passt, versuchen wir die Leute auf einem anderen Platz einzusetzen, der ihren Stärken besser entspricht.

Thomas Fankhauser

Wie allgemein im Gastgewerbe fehle auch auf den Hütten oft das Zwischenmenschliche, kritisiert er. Die Konsequenz: Mitarbeiter bleiben aus oder gehen früher als vereinbart. „Wenn es einmal nicht passt, versuchen wir die Leute auf einem anderen Platz einzusetzen, der ihren Stärken besser entspricht“, sagt Fankhauser.

Wie man gute Mitarbeiter findet - und sie hält
Schauplatzwechsel hinüber nach Niederthai im Ötztal zur Schweinfurter Hütte des Deutschen Alpenvereins. Hier hat die Pächterfamilie Jeitner einen Schlüssel gefunden, wie man gute Mitarbeiter findet und sie hält.

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Falls jemand ein Gulasch statt einfache Kost essen möchte, dann erhält er das auch.

Carmen Jeitner

„Es gibt gute Leute, die muss man als Wirtin pflegen – mehr als die Gäste“, erzählt Carmen Jeitner. Konkret: Den Mitarbeitern einen guten Lohn zahlen, sie wertschätzen und großzügig sein. „Falls jemand ein Gulasch statt einfache Kost essen möchte, dann erhält er das auch“, nennt die Wirtin ein Beispiel für Großzügigkeit. Wenn es darauf ankommt, müsse der Kollege dann freilich anpacken.

Aufholbedarf bei Rückzugsmöglichkeiten
Auch die Unterkunft spiele in der Personalfrage eine mitentscheidende Rolle. „Vier Kellnerinnen in einem Doppelzimmer unterbringen – das geht nicht“, betont sie. Nach Ansicht ihres Kollegen Thomas Fankhauser steht der Alpenverein in diesem Zusammenhang vor einer großen Herausforderung. Das Personal brauche räumliche Rückzugsmöglichkeiten, die gebe es aber in vielen Hütten noch nicht.

„Vom AMS bekommen wir niemanden. Interessierte melden sich selbst bei uns“, betont Jeitner. Das tun sie, weil sich herumgesprochen hat, dass die Schweinfurter Hütte ein guter Arbeitsplatz ist. Und das wissen längst auch die einheimischen Kräfte.

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