Pommers Feierabend

Von kleinen und großen Bücherwürmern

Pommer am Abend
15.04.2022 14:11

Einen schönen Freitagabend.

Viele Mitglieder der FPÖ geben sich im Umgang mit der deutschen Sprache bekanntlich recht kämpferisch, einerseits was den Inhalt ihres Lieblingsbuches anbelangt, andererseits die Beherrschung der Grammatik im Allgemeinen. Wir erinnern uns zum Beispiel an die vielen Fehler, die Freiheitliche voller Stolz auf ihre Plakate und Botschaften drucken. 2015 zum Beispiel, als der steirische Nationalratsabgeordnete und Bezirksparteichef der FPÖ Murtal, Wolfgang Zanger, in einer Parteizeitung wertvolle Tipps zum Thema Integration gab. Er wollte schreiben: „Unsere Hausordnung: Sprache lernen“. Was dabei herauskam: „Unsere Hausordnug: Sprache lernern“. Ein paar Jahre zuvor predigte Heinz-Christian Strache, dass Zuwanderer Deutsch können müssen, im Hintergrund war auf einem Plakat zu lesen: „Unser Herz schlägt für Innsbruck. Andere für Spekulaten.“ Gemeint waren Spekulanten, vielleicht auch Spekulatius, so oder so machte es einem am Ende mürbe. „Deutsch statt ‚nix verstehen‘“ - der FPÖ-Slogan gilt wohl auch den eigenen Reihen als Aufforderung.

Viel lesen wäre eine Möglichkeit, den Wortsalat im Kopf brauchbar zu ordnen. Oder für die Freiheitlichen anders formuliert: Lesen ist das Trinken von Buchstaben mit den Augen, habe ich vor Kurzem im Internet gelesen - keine sehr schöne Formulierung, aber vielleicht einmal ein netter Ersatz für Wodka-Red-Bull. Wie komme ich auf das Thema? Heinz-Christian Strache ist unter die YouTuber gegangen. Nach seinem wenig erfolgreichen Kanal „Team HC Strache“ (1310 Abonnenten) probiert er es nun wieder (aktuell mehr als 400 Abonnenten). Zum Vergleich: Ein Kanal, der nur Videos von Katzen zeigt, die sich vor Salatgurken erschrecken, hat 60.000 Fans. Strache kommentiert, mitunter ein paar Tage zu spät, das mittlerweile unaktuell gewordene Weltgeschehen. Gestern zum Beispiel den Besuch Karl Nehammers in der Ukraine und in Russland. Der Inhalt ist bedeutungslos, Strache sitzt während der Aufnahme vor einem kleinwüchsigen Bücherregal, auf dem lediglich ein Druckprodukt steht - „Das Ibiza Attentat“ von, richtig geraten, H.-C. Strache. Nun ist die Lektüreskala der Politiker gut abgesteckt, sie reicht vom kleinsten Bücherwurm, dem Zwergbandbücherwurm Strache (liest am liebsten sein eigenes Buch) zum Bücherschnurwurm Helmut Brandstätter (liest auch am liebsten sein eigenes Buch, hat aber mehrere geschrieben).

Dabei liegt mir nichts ferner, als mich über Straches Buch lustig zu machen. Auf Amazon.de geben 54 Prozent der Leser dem Werk immerhin fünf von fünf Sternen. Zum Beispiel Nikolai: „Die Eliten kämpfen gegen Strache, weil er gegen den White Genozid ist.“ Auch dieser Kunde verschenkt die höchste Punkteanzahl: „Strache/Die Regierung wurde in Vorbereitung des Covid-Coup-d‘État auch in Österreich gesprengt, oder könnte sich jemand die jetzigen Maßnahmen (Ankündigung der **pflicht) unter Kickl vorstellen?“ Aber nicht alle sind so begeistert. Ein weiterer Kunde hat nur einen Stern für Strache: „Habe mir dieses Buch als Klolektüre besorgt, jedoch musste ich nach den ersten paar Seiten feststellen, dass es nicht zum Zeitvertreib der Sitzung, sondern eher für das Beenden dieser nützlich war. Jetzt habe ich überteuertes und noch dazu sehr raues (1-lagig) Klopapier.“ Man kann es eben nicht allen recht machen. Was will ich Ihnen mit diesem Newsletter jetzt vermitteln? Schauen Sie sich die Salatgurkenkatzen auf YouTube an, die sind witzig. Frohe Ostern.

Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.

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