Gegenschlag

USA wollen Cyberangriffe mit Krieg beantworten

Web
01.06.2011 08:51
Die USA wollen schwere Hackerangriffe aus dem Ausland künftig als Kriegshandlung einstufen können und damit militärische Gegenschläge ermöglichen. Dies sehe die erste ausgefeilte Cyberstrategie des Pentagon vor, die in wenigen Tagen veröffentlicht werden solle, wie das "Wall Street Journal" am Dienstag berichtete.

"Wenn jemand unser Stromnetz herunterfährt, werden wir vielleicht eine Rakete seinen Schornstein hinuntersenden", zitierte die Zeitung einen Vertreter des US-Militärs. Das 30 Seiten starke Dokument ist die erste offizielle Cyberstrategie des US-Verteidigungsministeriums, die in Kürze vorgestellt werden soll. Darin kommt das Pentagon dem "Wall Street Journal" zufolge zu dem Schluss, dass die Regeln des Kriegsvölkerrechts auch auf dem virtuellen Schlachtfeld gelten - obgleich die zugrundeliegenden internationalen Verträge nicht ausdrücklich auf Cyberangriffe Bezug nehmen.

Auge um Auge, Zahn um Zahn
Grundlage sei das Prinzip der "Gleichwertigkeit", schreibt die Zeitung. Sollte eine Cyberattacke etwa Todesopfer, Schäden und Zerstörung oder eine maßgebliche Unterbrechung des öffentlichen Lebens in den USA nach sich ziehen, behalte man sich das Recht einer angemessener Vergeltung durch militärische Gewalt vor.

Die Androhung militärischer Gegenschläge zum Teil der Cyberstrategie zu machen, verfolge zunächst vor allem das Ziel, potenzielle Hacker abzuschrecken. Sie gründe zudem auch auf der Einschätzung, das großangelegte Angriffe auf die Infrastruktur der USA, etwa auf Atomkraftwerke, U-Bahnen oder Öl- und Gasleitungen nur möglich sind, wenn Hacker Informationen von ausländischen Regierungen erhalten.

Einsatz von Waffengewalt wirft Fragen auf
Nach Informationen der Zeitung ist innerhalb der Streitkräfte aber noch umstritten, wann ein Cyberangriff schwerwiegend genug ist, um den Einsatz militärischer Gewalt zu rechtfertigen. Außerdem stehe zur Debatte, ob sich die USA jemals vollkommen sicher sein könnten, wer genau hinter einer Attacke stehe.

Neuartige Bedrohungen wie Cyberangriffe bekommen in den strategischen Überlegungen der Militärs weltweit immer größere Bedeutung. Im vergangenen Herbst verabschiedete die NATO eine neue Bündnisstrategie, laut der sich die Mitgliedsstaaten auch gemeinsam gegen Attacken aus dem Internet wappnen wollen.

Chinas Cyberarmee löst Besorgnis aus
Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass China heimlich eine Cyberarmee rekrutiert hat (siehe Infobox) - ob die amerikanischen Pläne auch aufgrund dieser Erkenntnis erstellt oder öffentlich gemacht wurden, ist unklar. Die "Blaue Armee" soll China offiziell vor Hackern schützen, könnte jedoch auch für Angriffe genützt werden, spekuliert der Westen. Seit Jahren wird China für Hackerattacken auf westliche Institutionen und Firmen verantwortlich gemacht.

Hackerangriff auf US-Rüstungskonzern
Die USA waren im November 2008 Ziel eines Cyberangriffs geworden, als ein Computervirus in ein geschütztes Militärnetzwerk eingeschleust wurde. Am Wochenende erklärte der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin, Mitte Mai einen "bedeutenden und hartnäckigen Angriff" auf das hauseigene Computersystem abgewehrt zu haben. Der Konzern beliefert im großen Stil die US-Regierung.

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