Generalstabschef:

Kein Bereich beim Heer ohne Modernisierungsbedarf

Österreich
11.03.2022 08:43

Das österreichische Bundesheer braucht in den nächsten zehn Jahren zwischen sechs und zehn Milliarden Euro, um alle für die Landesverteidigung benötigten Waffengattungen wieder instand zu setzen. Es gebe beim Bundesheer „keinen Bereich, wo es keinen Modernisierungsbedarf gibt“, sagte Generalstabschef Robert Brieger. Benötigt werden unter anderem Investitionen im Bereich der Infanterie, Flieger- und Drohnenabwehr und in aktive Luftraumüberwachung.

Der höchste Offizier hofft auf eine Anschubfinanzierung und eine Anhebung des Heeresbudgets auf ein Prozent des BIP und „über die Zeitleiste sogar darüber“. Derzeit liegt das Budget bei 2,7 Milliarden Euro. Ein Prozent wären 2,3 bis 4,5 Milliarden Euro - je nach wirtschaftliche Entwicklung.

Modernisierungsbedarf in allen Bereichen
Brieger nennt im APA-Interview zahlreiche Bereiche, die Modernisierungsbedarf haben: „Wir brauchen Schutz und Beweglichkeit der Infanterie, eine Erneuerung der Hubschrauberflotte, die eingeleitet ist, aber noch ergänzt werden könnte.“ Das Heer benötige dringend Drohnen- und Drohnenabwehr, Fliegerabwehr mittlerer Reichweite, eine Revitalisierung oder eine Neuanschaffung der in die Jahre gekommenen Panzer sowie Investitionen in die passive und aktive Luftraumüberwachung sowie in moderne Munition. Denkbar wären auch Eurofighter-Zweisitzer, „um die Staffel komplett zu machen“. Und wenn genug Geld da wäre, mache eine Zweiflotten-Lösung Sinn. So könne man für das Training der Piloten von den teuren Eurofighter-Flugstunden wegkommen und würde „ein zweites Standbein für die Luftraumüberwachung schaffen.“

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Wir wissen ziemlich genau, was wir brauchen. Aber die Einführung komplexer Waffensysteme nimmt Zeit in Anspruch.

Generalstabschef Robert Brieger

„Wir wissen ziemlich genau, was wir brauchen. Aber die Einführung komplexer Waffensysteme nimmt Zeit in Anspruch.“ Daher sei es wichtig, die Finanzierung des Militärs langfristig abzusichern. Brieger schlägt ein Streitkräfteentwicklungsgesetz vor, in dem die Budgetierung festgeschrieben werde. „Dann wäre die Budgetierung auch bei einem Regierungswechsel gesichert.“ Deutschland will seinen 100 Milliarden Euro schweren Sonderfonds zur Modernisierung der Bundeswehr ins Grundgesetz schreiben.

„Kaufen nichts, was wir nicht dringend brauchen“
Brieger versicherte gleichzeitig, dass das Bundesheer ungeachtet der Höhe der zusätzlichen Mittel diese nach Prioritäten immer sinnvoll und im Sinne der Ökonomie und des Steuerzahlers verwenden werde. „Das ist ganz wichtig: Wir kaufen nichts, was wir nicht dringend brauchen.“ Er gibt gleichzeitig zu Bedenken, dass angesichts des starken Aufrüstens in Europa nicht alle Waffen und Geräte sofort verfügbar sein werden. „Daher braucht das Militär Stabilität auf dem Ressourcensektor. Eine einmalige Anschubfinanzierung alleine nutzt uns wenig, wir brauchen ein erhöhtes Regelbudget.“

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Wer schützen kann, kann auch helfen, umgekehrt eher nicht.

Generalstabschef Robert Brieger

Wenn es gelinge, die von Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) angekündigten Budgetgrößen von einem Prozent des BIP und mehr zu erreichen, würde man innerhalb der nächsten zehn Jahre den Investitionsstau deutlich reduzieren können und im Vergleich zum Ist-Zustand wesentliche Verbesserungen der Einsetzbarkeit des Bundesheeres für Kampfeinsätze erreichen. Brieger erinnerte an sein Credo in der Corona-Krise, bei der das Bundesheer viele nicht militärische Assistenzeinsätzen bewältigte: „Wer schützen kann, kann auch helfen, umgekehrt eher nicht.“

Die Einführung der verpflichtenden Milizübungen würde Brieger „sehr begrüßen“, die Kritik an der Strukturreform im Ministerium kann er dagegen nicht nachvollziehen. Das Militär arbeite seit acht Monaten in dieser Struktur und sei noch immer eine militärische Organisation geblieben und nicht zu einer Polizei mutiert, wie Kritiker der Reform meinen.

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