Mit einem Psychoterror endete das einst normale Arbeitsverhältnis einer Chefin mit ihrer Mitarbeiterin: Die Angestellte soll die Managerin eines großen österreichischen Unternehmens mit Hunderten Textnachrichten bombardiert haben. Zudem soll sie im Internet mehrere Fake-Profile der Arbeitgeberin auf Dating- und Sex-Seiten veröffentlicht haben. Der Prozess, der am Dienstag am Landesgericht in Wiener Neustadt stattfand, musste zur genaueren Auswertung vertagt werden.
Mit insgesamt 300 SMS-Kontaktierungen soll die Mitarbeiterin die Mutter zweier Kinder bombardiert haben. Mit Foto, privater Telefonnummer und Adresse erstellte sie dann laut „Kurier“ Fake-Profile auf mehreren Sex-Kontaktplattformen. Ihr wurde nun am Dienstag vor dem Landesgericht in Wiener Neustadt das Vergehen der beharrlichen Verfolgung vorgeworfen.
Männer standen vor Haustüre
Die Folgen für die Managerin waren dramatisch: „Ab 6 Uhr morgens bekam ich Nachrichten von Herren. Das ging oft bis 3 Uhr nachts“, erzählte die 35-Jährige. Manche Paarungswillige seien gleich direkt zur angegebenen Adresse gekommen, andere schickten freizügige Bilder. Weil die Kinder Zugang zu ihrem Handy hatten, musste sie auch mit ihnen alles aufarbeiten. Doch dem nicht genug: Hinzu kamen Morddrohungen.
Aufmerksamkeit gesucht
Auslöser des Psychoterrors soll die unerfüllte Zuneigung zur Chefin gewesen sein: Zunächst habe sie den über dienstliche Belange hinausgehenden Kontakt zur Mitarbeiterin zugelassen. „Sie suchte Aufmerksamkeit. Sie hat erzählt, dass ihre Mutter an einem Herzinfarkt gestorben ist, ihre Freundin Selbstmord begangen hat, dass ihr Patenkind überfahren wurde, ihr Bruder an einer Überdosis gestorben ist und dass sie als Kind vergewaltigt wurde“, erinnerte sich die Mutter. Die Vorgesetzte bot ihr fünfmal pro Woche an, für ein gemeinsames Essen zu kochen. Dann wurde es ihr aber zu viel, sie reduzierte den Kontakt auf rein dienstliche Angelegenheiten.
Ich habe die Nachrichten geschrieben - in einer Kurzschlussreaktion.
Die Angeklaget vor Gericht
Prozess wurde vertagt
Von der Angeklagten wird das Verhältnis freilich völlig anders dargestellt. „Sie hat mich ausgenützt, auch finanziell, mich vor anderen beschimpft und meine Arbeit immer schlecht gemacht“, klagte sie vor Gericht. Zu den Vorwürfen bekannte sie sich aber schuldig: „Ich habe die Nachrichten geschrieben - in einer Kurzschlussreaktion.“ Mittlerweile wurde die Frau gekündigt. Wegen der in ihren Nachrichten enthaltenen Todesdrohungen überlegt die Staatsanwaltschaft, die Anklage auch auf „Gefährliche Drohung“ zu erweitern. Der Prozess wurde vorerst zur genauen Auswertung der Handydaten vertagt.
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