Ein Jahr nach Ölpest

BP klagt Bohrinsel-Eigentümer auf Schadenersatz

Ausland
21.04.2011 08:35
Auf den Tag genau ein Jahr nach Beginn der katastrophalen Ölpest im Golf von Mexiko hat der britische Ölkonzern BP den Schweizer Ölplattformeigner und -Betreiber Transocean auf Schadenersatz in Höhe von mindestens 40 Milliarden Dollar (27,6 Milliarden Euro) verklagt. In der am Mittwoch in New Orleans eingereichten Klageschrift wirft BP Transocean Fahrlässigkeit vor. Diese habe dazu geführt, dass die Bohrinsel nicht seetauglich gewesen sei.

Außerdem geht BP gerichtlich gegen das texanische Unternehmen Cameron International vor, den Hersteller einer Einrichtung, die in Notsituationen automatisch den Ölfluss aus einer Quelle stoppen soll. In diesem Fall hatte dieser "Blowout Preventer" nicht funktioniert. Rechtliche Schritte hat BP zudem gegen das US-Unternehmen Halliburton, das für die Einbetonierung der Quelle zuständig war, eingeleitet.

In der Klageschrift heißt es: "Fakt ist, dass am 20. April 2010 jedes einzelne Sicherheitssystem und -instrument sowie sämtliche Kontrollvorrichtungen für die Quelle auf der 'Deepwater Horizon' versagt haben. Dies führte zu den Verlusten durch den Unfall."

Transocean nennt Klage "fadenscheinig"
Die Firma Transocean nannte die Klage einen "verzweifelten Versuch" von BP, die volle Verantwortung für die Umweltverschmutzung und die daraus entstehenden Kosten von sich zu weisen. Die Klage sei "fadenscheinig und skrupellos", hieß es in einem Statement, das der Zeitung "Financial Times" vorliegt.

Bereits im September hatte der Ölkonzern BP erklärt, dass die Bohrunternehmen die Verantwortung tragen müssten. Von der US-amerikanischen Regierung beauftragte Experten bestätigten das zwar, weisen aber BP eine Mitschuld zu.

Aus diesem Grund hat die US-Regierung auch Klage gegen BP und andere Unternehmen eingebracht (siehe Bericht "USA zerren BP und weitere acht Firmen vor Gericht" in der Infobox). Wer sich letzten Endes tatsächlich für eine der größten Naturkatastrophen seit Menschengedenken verantworten wird müssen, werden die Gerichte entscheiden.

Öl sprudelte 87 Tage lang ins Meer
Die Bohrplattform "Deepwater Horizon" war im April vergangenen Jahres nach einer Explosion im Golf von Mexiko gesunken. Elf Arbeiter starben in dem Inferno. 87 Tage lang sprudelten ungehindert 780 Millionen Liter Rohöl ins Meer, bis die Quelle in 1.500 Metern Tiefe im August endlich geschlossen werden konnte.

Rund 1.000 Kilometer Küste in den US-Bundesstaaten Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida wurden von der rotbraunen Brühe verschmutzt. Hunderttausende Meeressäuger, Fische, Vögel und Schildkröten fanden in der Ölpest den Tod. Um die Folgen der Katastrophe zu beseitigen, waren in Spitzenzeiten mehr als 48.000 Helfer im Einsatz. Zweitweise kämpften bis zu 10.000 Boote gegen das Öl, derzeit sind es noch etwa 180.

Bei den Anrainern bleibt nicht nur die Sorge um das Öl, das sich laut Angaben von BP mithilfe von Bakterien aufgelöst haben soll. Unklar ist auch, welche Langzeiteffekte die chemischen Bekämpfungsmittel haben werden, von denen knapp sieben Millionen Liter ins Meer gekippt wurden. Die Menschen in der Region leben vielfach von der Fischerei, vielen wurde die Existenzgrundlage vernichtet.

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