Erst vergangenen Donnerstag war ein Deutscher (41) im Glocknergebiet 20 Meter in eine Gletscherspalte gestürzt. Bergrettern und Bundesheer-Bergführern gelang es, den Mann mit relativ leichten Verletzungen aus seinem eisigen Gefängnis zu befreien.
Franzeskon, Chef der Alpinpolizei von Osttirol und seit 19 Jahren Alpinpolizist: "Eine solche Situation wie derzeit hat es auf den Gletschern seit Jahrzehnten nicht gegeben. Die Spalten sind verdeckt, die Schneebrücken darüber jedoch zu schwach. Kommt es zu einer Erwärmung wie am vergangenen Wochenende, dann brechen die Brücken dem Skitourengeher unter den Beinen weg. Diese Gefahr wird, wie ich seit Jahren bemerken muss, häufig unterschätzt. Das Gefahrenpotenzial ist enorm hoch."
Tödliche Fehler bei Abfahrten
Franzeskon beobachtet immer wieder, dass im Aufstieg vereinzelt am Seil gegangen wird, "bei der Abfahrt wird aber in der Regel aufs Seil verzichtet". Das kann ein tödlicher Fehler sein! Zudem beklagt der erfahrene Alpinpolizist, dass die wenigsten Skibergsteiger die notwendigen Bergetechniken beherrschen: "Sie haben zwar die optimale Ausrüstung, können sie aber im Ernstfall nicht anwenden."
Franzeskon kennt Fälle, in denen Begleiter zwar den völligen Absturz ihres Partners in die Gletscherspalte verhindern konnten, jedoch nicht in der Lage waren, sie aus der Spalte zu ziehen. "Ich habe viele Tote nach Spaltenstürzen gesehen, die einfach die Gefahren ignoriert hatten. Es gibt aber auch immer wieder Lebendbergungen: Einmal haben wir einen Tourengeher mit Stemmeisen aus dem Gletschereis nach drei Stunden befreit – er war unverletzt!"
von Günther Krauthackl, Tiroler Krone
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