„Krone“ fragt Politik:

Was haben Sie für den Schulstart getan?

Wien
19.09.2021 06:00

Zwei Wochen Schule im Osten Österreichs, eine Woche Schule im Rest des Landes. Der Start des Unterrichts hat gezeigt: Es herrscht Chaos pur. Von Schwierigkeiten mit den Coronatests vor allem in Wien bis zu Fragen zur Quarantäne. Haben die Politiker über die Sommerferien ihre Hausaufgaben gemacht? Die „Krone“ stellte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und dem Wiener Bildungsstadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) fünf Fragen zum Corona-Chaos.

Herr Minister und Herr Vizebürgermeister: Was haben Sie während des Sommers für den Schulstart eigentlich getan?
Heinz Faßmann: Wo soll ich anfangen? Die Planung des PCR-Testsystems startete im Mai. Wir bestellten Luftreiniger für Schulen, haben ein Frühwarnsystem mit „Wächter-Schulen“ und Abwasser-Analyse installiert. Antigentests wurden besorgt, Ninjapässe nachgedruckt, Impfaktionen mit den Ländern organisiert. Auch für Kindergärten und Universitäten haben wir Empfehlungen ausgearbeitet.
Christoph Wiederkehr: Wir bereiten uns seit Juni auf den Schulstart vor. Dies beinhaltet die Implementierung von hochwertigen PCR-Tests via „Alles Gurgelt“ ab der 5. Schulstufe, die Impfangebote an Wiener Schulen mit dem Impfbus sowie mobile Impfteams direkt an den Standorten. Und die Verbesserung der Möglichkeiten, die Klassenzimmer zu lüften, inklusive der Anschaffung von Luftfiltern.

Ab wie vielen geschlossenen Klassen kommt das Distance Learning für alle wieder?
Faßmann: Distance Learning ist nicht mehr Teil von unseren Planungen. Die Schülerinnen und Schüler haben im vergangenen Jahr große Solidarität gezeigt. Sie haben zum Schutz der älteren Generation lange auf den Präsenzunterricht verzichtet. Jetzt erwarte ich mir im Gegenzug Solidarität mit den Kindern und Jugendlichen.
Wiederkehr: Derzeit sind rund fünf Prozent aller Wiener Klassen in Quarantäne. Wir gehen davon aus, dass die Herabsetzung der Quarantänezeit von zehn auf fünf Tage zu einer Entlastung der Situation führen wird. Wir werden daher kein Distance Learning für alle einführen müssen. Mein klares Ziel: offene Schulen!

Warum wurden nicht für alle Schulen Luftfilter angeschafft? Wie soll im Winter gelüftet werden?
Faßmann: Wir haben für alle Schulen Luftreiniger gekauft, die Bedarf angemeldet haben, 4000. Die Schulen haben auch schon vor Corona im Winter gelüftet, da ein Luftaustausch ja auch abseits der Pandemie notwendig ist. Sie werden auch diesen Winter lüften. Es ist aber nicht notwendig, durchgehend die Fenster geöffnet zu halten. Kräftiges Stoßlüften mehrmals pro Stunde reicht aus.
Wiederkehr: Luftfiltergeräte können das natürliche Lüften nie ersetzen. Ihr Nutzen ist wissenschaftlich umstritten. Die Mehrheit der Experten empfiehlt ganz klar natürliches Lüften. Das ist an allen Wiener Schulen auch grundsätzlich möglich. Die 312 angeschafften Luftfiltergeräte kommen dort zum Einsatz, wo natürliches Lüften etwa durch Baustellen temporär nicht möglich ist.

Sollen ungeimpfte Lehrer noch unterrichten und der Lohn im Quarantänefall bezahlt werden?
Faßmann: Für Lehrkräfte gilt der 3-G-Nachweis. Solange sie das erfüllen, dürfen sie unterrichten. Die Lehrkräfte sind aber zu 82 Prozent geimpft und zählen damit zu den Berufsgruppen, die sich und andere am besten schützen. Es ist unfair, gerade sie herauszugreifen. Im Übrigen wäre das ein tiefgreifender Einschnitt in das Arbeitsrecht, wenn Erkrankte keine Lohnfortzahlung erhalten.
Wiederkehr: Das müssen Sie bitte die Bundespolitik fragen. Bei den Kindergartenpädagogen setzen wir bereits einen Impfnachweis bei Neuanstellungen voraus. Auch die Frage der Lohnfortzahlung betrifft das Dienstrecht und ist somit Bundessache. Wir haben innerhalb der Lehrerschaft eine gute Impfquote und versuchen, durch niederschwellige Angebote weitere von der Impfung zu überzeugen.

Die Teststrategie an Schulen klappt nicht. Wie sieht die neue aus, und wann wird sie umgestellt?
Faßmann: Mir ist wichtig, dass die Tests zuverlässig durchgeführt werden und die Eltern damit nicht noch extra belastet sind. Das erfüllen die Gurgeltests, welche die Stadt Wien an den höheren Schulen eigenständig durchführt, aber derzeit noch nicht überall. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass dieses System schnell repariert wird.
Wiederkehr: Anlaufschwierigkeiten haben wir gesehen. Wir können bei „Alles Gurgelt“ auf ein erprobtes und zuverlässiges PCR-Testsystem zurückgreifen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Problemfelder an einzelnen Schulstandorten vor Ort zu lösen. Wir hoffen sehr, dass sich auch die Qualität und Geschwindigkeit bei „Alles spült“, das der Bund in den Volksschulen einsetzt, nachhaltig verbessert.

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