10.000 Illegale

Wie Freizeitwohnsitze in Tirol die Preise anheizen

Tirol
28.08.2021 07:52

Zehntausende Freizeitwohnsitze verschärfen die Wohnungsnot in Tirol. Findige Investoren tricksten das strenge Gesetz aus, jetzt will das Land, dass Gemeinden strenger kontrollieren.

Rund 16.000 gemeldete Freizeitwohnsitze gibt es in Tirol und eine Dunkelziffer von 10.000 illegalen. Die Trennlinie bildet die Quote, die 1994 festgelegt wurde: Wenn 8% des Wohnungsbestandes in einem Ort als Freizeitwohnsitz genutzt werden, ist die Errichtung weiterer untersagt.

Die Grenze bestand aber jahrelang nur am Papier. Der Einfallsreichtum beim Umgehen des Tiroler Raumordnungsgesetzes, in dem die Quote festgelegt ist, kannte keine Grenzen. Und nach wie vor träumt der reiche Zahnarzt aus Hamburg von seinem Häuschen in den Tiroler Bergen.

Vielfältige Schwierigkeiten
Die eingangs erwähnten enormen Zahlen zeigen, wie viel vorhandener Wohnraum der einheimischen Bevölkerung nicht zur Verfügung steht. Für die Gemeinden und Bürger sorgen die Freizeitwohnsitze für vier Arten von Problemen:

  • Baulandpreise steigen aufgrund der immensen Finanzkraft von Investoren.
  • Gemeinden müssen Infrastruktur für Wasser, Kanal etc. wie für einen Hauptwohnsitz vorhalten, die dazugehörigen Steuern fehlen aber in der Kassa.
  • Das Problem der „kalten Betten“ entsteht, wenn das Angebot an Wohnmöglichkeiten vor Ort groß ist und Hotels und Pensionen weniger frequentiert werden.
  • Ganze Ortsteile gleichen fast ganzjährig seelenlosen Geisterdörfern mit geschlossenen Jalousien.

Laut Kataster hat ein Viertel aller Gemeinden ein Freizeitwohnsitz-Problem in Form einer hohen Quote.

Partielles Verbot geplant
Eine Besonderheit ist der Bezirk Kitzbühel: Hier weisen 16 von 20 Gemeinden, das sind 80 Prozent, bereits mehr genehmigte Freizeitwohnsitze auf als erlaubt. In Regionen mit besonders hohem Preisdruck kündigte die schwarz-grüne Regierung im Juni ein partielles Freizeitwohnsitzverbot an. Ein generelles Verbot sei aber nicht machbar, hieß es.

Weiterer Punkt aus dem Wohnpaket, das im politischen Herbst schrittweise umgesetzt werden soll: Die Bedarfsprüfung bei Widmungen, die Gemeinden zukünftig verpflichtend durchführen sollen, und die Erklärungspflicht im Baulandgrundverkehr. Bei Zuwiderhandeln sind Konsequenzen bis zur Versteigerung der Immobilie vorgesehen.

Gemeinden oft überfordert
Oft werden illegale Freizeitwohnsitze als Haupt- oder Nebenwohnsitze deklariert. Die Gemeinden müssten kontrollieren, ob sich der Mittelpunkt der Lebensinteressen tatsächlich in Tirol befindet. Viele kleine Gemeinden sind damit überfordert. Eine beim Land angesiedelte Taskforce war geplant, es gibt sie aber nicht.

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