Volksschauspiele

Hochgelobt und ausgestopft – ein wahres Schicksal

Tirol
06.08.2021 17:00

Eine erschreckende Lebensgeschichte stellen zwei Puppenspieler und ein Darsteller aus Afrika bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs vor. Angelo Soliman wurde 1729 als Bub aus Nigeria verschleppt und nach Messina verkauft. Er erfuhr ein Ende über seinen Tod hinaus, das zwar unvorstellbar entsetzlich, aber trotzdem wahr ist.

Mmadi-Make stammte aus Nigeria im nördlichen Zentralafrika und geriet als Kind in die Hände von Sklavenhändlern. Er wurde nach Italien gebracht und von einer sizilianischen Adelsfamilie, welche ihm den Taufnamen Angelo Soliman gab, gekauft. Als Jugendlicher kam er als „Geschenk“ an den Hof des Fürsten Lobkowitz, um schließlich ab etwa 1753 leitender Kammerdiener bei Fürst Wenzel von Liechtenstein zu werden. Er war eine mehr als bekannte Persönlichkeit, beinahe schon einer der „Stars“ am Wiener Hof. Er war Freimaurer- sowie Logenbruder von Wolfgang Amadeus Mozart und tarockierte angeblich sogar mit Kaiser Joseph II.

Geschändet nach dem Tod
Bekanntheit erlangte dieser hochgebildete „Hofmohr“, der zehn Sprachen beherrschte, vor allem aber auch deshalb, da nach seinem Tod seine Leiche auf das Perverseste geschändet wurde. Es wurde ihr die Haut abgezogen und diese dann als Stopfpräparat im kaiserlichen Naturalienkabinett ausgestellt. Sein einziges Kind, Tochter Josephine, versuchte unermüdlich gegen diese schamlose Zurschaustellung anzukämpfen. Doch dieses Ansinnen war vergeblich, der ausgestopfte Leichnam blieb bis 1806 an dem zugewiesenen Standort. Zum Glück wurde diese Abnormität 1848 beim Brand der Hofburg vernichtet.

Rassimus kennt kein Ablaufdatum
Nun kann man den Bogen aus der Vergangenheit in die Gegenwart spannen und sich die Frage stellen: Was bedeutet es, sich in einer rassistischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts, die in Soliman ein Symbol der Aufklärung sah und ihn später als Fetischobjekt missbrauchte, als Afrikaner zu behaupten? Und was bedeutet es im Hier und Jetzt, vor dem Hintergrund des Protestes der afrikanischen Gemeinschaft gegen Extremismus, Hass und auch Mord seitens der Staatsgewalt leben zu müssen?

„Das Leben des Angelo Soliman – Hochgelobt und Ausgestopft“ von Ramsès Alfa unter der Regie von Magdalene Schaefer mit O’tooli Fortune Haase und den Puppenspielerinnen Josephine Buchwitz und Eileen Freiin von Hoyningen hat als Uraufführung am 11. August Premiere im „Kranewitter Stadl. “ 

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