Illegale Lager
Italien: Vier Roma-Kinder bei Brand gestorben
Das Feuer brach gegen 20.30 Uhr aus und riss vier Kinder im Alter von drei, fünf, sieben und elf Jahren in den Tod. Die Opfer gehörten einer siebenköpfigen Familie an, die in einer von fünf Hütten eines illegalen Lagers an der Appia Nuova nahe Rom lebte. Das Lager war von den Behörden bereits mehrmals abgerissen, aber von den Bewohnern wieder aufgebaut worden.
Roms Bürgermeister Gianni Alemanno begab sich an den Unglücksort und sprach von einer "schrecklichen Tragödie" für die Stadt. "Diese verdammten illegalen Lager müssen aus Rom verschwinden", sagte er vor Reportern. Er machte die "verdammte Bürokratie" dafür verantwortlich, dass der Bau neuer Roma-Lager nicht vorankomme.
Behandlung der Roma bringt Kritik von allen Seiten
Die Schuld an der Vernachlässigung des Minderheitenproblems der Roma und ihrer wilden Zeltlager liegt nach Meinung von Menschenrechtsorganisationen bei der Regierung. Die Integration der Roma sei nur mit konstanter finanzieller Hilfe und Unterstützung der Regierung durchführbar, bemängelten humanitäre Organisationen am Montag.
Oppositionspolitiker kritisierten wiederum, dass in den italienischen Großstädten wilde Camps und Bettelei von Zigeunerkindern toleriert würden. Etwa 10.000 Roma leben in mehreren Lagern über die ganze Stadt verteilt. Diese behelfsmäßigen Siedlungen bestehen zum Teil aus baufälligen Wohncontainern und Holzhütten ohne Toilette. Sie sind der Stadt seit Langem ein Dorn im Auge.
Mildes Klima zieht immer mehr Roma nach Italien
Die römischen Stadtbehörden stehen dem Problem nach eigenem Bekunden machtlos gegenüber. "Ein ständiger Strom von Roma zieht nach Italien, weil vor allem im Winter die klimatischen Bedingungen besser als in anderen europäischen Ländern sind. Die meisten sind rumänische Staatsbürger, die nicht abgeschoben werden können. Wir haben nicht die Strukturen, um alle Roma unterzubringen", so Giorgio Ciardi, der für die Roma-Integration zuständige römische Stadtrat.
Roma schlagen sich häufig mit Betteln und Stehlen durch
Da die Roma kaum Arbeit finden, schlagen sich viele mit Betteln und Diebstahl durch. Roma-Kinder werden oftmals von kriminellen Banden an den Touristenorten der Stadt als Taschendiebe eingesetzt. Laut Schätzungen der Stadtverwaltung betteln Hunderte Minderjährige auf den Straßen Roms. Zugleich breiten sich in den Außenbezirken der Großstädte vielerorts wilde "Zigeunerlager" aus. Die meisten Italiener machen einen großen Bogen um die Lager. "Eine andere Welt" wachse da heran, berichteten italienische Medien.
Rund 10.000 Roma leben in Italien in illegalen Lagern
Die Behörden wollen bis zum Jahresende drei neue Lager für insgesamt 6.000 Roma errichten. Bisher gibt es rund um die italienische Hauptstadt sieben legale Roma-Lager, rund 10.000 Roma leben in illegalen Lagern.
In Europa leben geschätzte elf Millionen Sinti und Roma, oft in bitterer Armut und ohne Zugang zu höherer Bildung. Die Räumung illegaler Roma-Lager in Frankreich hatte die Minderheit im vergangenen Jahr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und in der EU eine Debatte über die mangelnde Integration von Roma ausgelöst.
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