Buchhalter Peter H. (47) wartet in Feldkirch auf seinen Prozess. Er sitzt in U-Haft. Der Mann, der in Salzburg arbeitete, ist eine zentrale Figur in der Affäre um gefälschte Testamente – und durch ihn kam der Fall erst ins Rollen. Bei Amann landete im Frühjahr 2009 eine Beschwerde: Die junge Richterin leitete die Abteilung für Verlassenschaften beim Bezirksgericht in Dornbirn. Zu ihr kamen Nachbar und Betreuer einer betagten Frau, die nach dem Tod "ein riesiges Vermögen" hinterlassen hatte. Die beiden legten ein handschriftliches Testament vor, in dem sie als Erben vorgesehen waren.
Das Vermögen der Toten war aber schon verteilt, denn kurz nach ihrem Ableben tauchte ein anderer Letzter Wille auf – mit Schreibmaschine verfasst, drei Unterschriften. Alle Werte gingen an eine weitere Rentnerin, auch sie mit Vormund. Kurz darauf starb auch diese Frau – wieder fand man ein Testament, in dem eine weitere Pensionistin zur Alleinerbin eingesetzt wurde.
Mehrere Testamente mit dem immer gleichen Beistrichfehler
Die Nachbarn der ersten Toten waren entsetzt: Denn deren Liegenschaften waren inzwischen verschenkt – an Peter H., mit dem die Frau niemals Kontakt gehabt hatte. Die Richterin wurde stutzig, fragte bei Notaren nach – und siehe da: Dieser Peter H., der in Salzburg arbeitete, tauchte immer wieder als Erbe auf, obwohl es keine Verbindung zu den Verstorbenen gegeben hatte.
Und immer gab es dasselbe "Beuteschema": Die Verstorbenen hinterließen viel Besitz, direkte Nachkommen fehlten – und immer war es ein maschingeschriebenes Testament mit drei Unterschriften. "Da wurde sogar jedes Mal der selbe Beistrichfehler gemacht", weiß Amann.
Richterin für erfolgreiche Ermittlungen geehrt
Nach ersten Ermittlungen hatte sie schon zehn Millionen Euro Schaden errechnet und entdeckt, dass am Dornbirner Gericht einige Mitarbeiter beteiligt waren. Inzwischen hat der Staatsanwalt alles überprüft, zwölf Anklagen sind so gut wie fertig – und Amann wurde von Ministerin Bandion-Ortner für ihren Mut bei den geheimen Ermittlungen geehrt.
von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.