Clip unter Verschluss

Ermittler werten Video von Seilbahn-Absturz aus

Ausland
25.05.2021 13:02

Es sind 14 dramatische Sekunden, die den Absturz der Seilbahn am Lago Maggiore in Italien zeigen, der 14 Tote und ein schwer verletztes Kind zur Folge hatte. Das Überwachungsvideo, das bei den Behörden liegt, zeigt nach Angaben italienischer Medien nicht nur, dass die Kabine mit den 15 Personen an Bord beinahe die Endstation am Monte Mottarone erreicht gehabt hatte, als plötzlich ein Seil riss, sondern dass sie daraufhin in einem Höllentempo mehrere Hundert Meter wieder nach unten gerast war, bevor sie aus dem Seil katapultiert wurde. Unterdessen schilderte ein Fahrgast, dass es bereits am Vortag des Dramas eine Panne gegeben habe.

„Unerträglich perfekt“ seien die Aufnahmen der Überwachungskamera, schreibt die Zeitung „La Stampa“, die mit einem Mann gesprochen hat, der die Aufnahmen sah. Die Kamera sei nicht immer eingeschaltet, an diesem Sonntag war sie es aber. Nichts habe die Sicht verstellt, es sei kein Windstoß gegangen. Der Mann schilderte der Zeitung, dass die Kabine mit den späteren Opfern an Bord „drei, höchstens vier Meter“ vor der Bergstation auf 1492 Meter Seehöhe gewesen sei. Die Fahrgäste hätten sich bereits auf das Aussteigen vorbereitet.

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Die Gondel war drei, höchstens vier Meter vor der Bergstation, als das Förderseil riss.

Ein Mann, der das Überwachungsvideo sah, zur „La Stampa“

Kabine raste ungebremst Richtung Tal
Dann sei das Unglück passiert - das Förderseil sei gerissen. Die Kabine sei daraufhin in die entgegengesetzte Richtung weggezogen worden und rückwärts ungebremst Richtung Tal gerast. Laut „La Stampa“ habe die Gondel eine Geschwindigkeit von rund 120 Kilometern pro Stunde erreicht - innerhalb von nur wenigen Augenblicken. Etwa 400 Meter vor der Bergstation steht ein Pfeiler - dieser habe wie eine Rampe gewirkt, die Seilbahn-Kabine sei dadurch gänzlich aus dem Tragseil gesprungen.

54 Meter krachte die Gondel daraufhin in die Tiefe und rutscht noch rund 300 Meter weiter, ein Waldstück hinab. Dies sieht man auf dem Video den Angaben zufolge aber nicht mehr. Ein Baum stoppte die Kabine schließlich. Die meisten Insassen überleben den Absturz nicht. Nur zwei Kinder wurden von den Rettungskräften lebend geborgen und in ein Krankenhaus geflogen. Ein neunjähriger Bub starb noch am selben Abend, ein Fünfjähriger überlebte das Drama als Einziger. Seine gesamte Familie kam bei der Tragödie ums Leben - auch seine Großeltern aus Israel, die zu Besuch gewesen waren.

„Die Umarmung des Vaters hat das Kind wohl gerettet"
Ärzte im Turiner Krankenhaus Regina Margherita sagten, sein Vater dürfte den Buben mit seinen Armen und seinem Körper beschützt haben, nur deshalb habe er überlebt. „Die Umarmung des Vaters hat das Kind wohl gerettet“, so die Mediziner, die sich am Montagabend vorsichtig optimistisch gezeigt hatten. Noch am Dienstag wollen sie ihn aus dem Koma holen. Die weiteren 14 Insassen kamen bei dem Unglück ums Leben - es handelt sich dabei um Italiener und die Familie aus Israel, die in Pavia in der italienischen Lombardei lebte.

Informatiker berichtet von Problemen am Vortag der Tragödie
Während die für die Wartungsarbeiten an der Seilbahn Funivia Stresa-Mottarone zuständige Firma Leitner aus Südtirol betont, dass bei den letzten vorschriftsmäßigen Kontrollen „keine Unregelmäßigkeiten“ festgestellt worden seien, schreibt der Schweizer „Tagesanzeiger“, dass es bereits am Tag vor dem Unglück technische Probleme mit der Bahn gegeben habe.

Ein Informatiker aus der Gegend sei am Samstag mit seiner Verlobten auf dem Berg gewesen - die Abfahrt habe sich aber wegen eines Problems verzögert. Die Seilbahn sei längere Zeit still gestanden. Techniker, die die Panne behoben hätten, seien dann mit ihnen in der Gondel vom Mottarone heruntergefahren, so der Mann.

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