Altes Handwerk in Hall

Fabian Zoller dreht beruflich am Rad der Zeit

Tirol
22.05.2021 17:00

Bei Fabian Zoller aus Hall ist die falsche Zeit am richtigen Ort - der Uhrmachermeister gab der „Krone“ Einblicke in ein altes Handwerk, dass er in einer kleinen Werkstatt in Hall ausübt. Dazu muss man geschickt und geduldig sein, gute Augen sind auch von Vorteil.

Tick, Tick, Tick – in der kleinen Werkstatt in der Haller Altstadt steht die Zeit nie und doch immer still. Seit vielen Jahren werkelt hier Fabian Zoller tagein, tagaus an mechanischen Uhren. Armbanduhren, Kuckucksuhren, Pendeluhren, Taschenuhren und sogar Schiffchronometer – ob aus dem 18. Jahrhundert oder aus den 60er Jahren, was immer man ihm bringt, er kann es reparieren.

Symbiose im Inneren
„Jede Uhr funktioniert eigentlich nach dem gleichen Mechanismus“, erklärt der 39-Jährige, der bereits im Kindesalter Wecker zerlegte und dann mit 16 Jahren bei seinem Vater eine Lehre anfing. Griffbereit hat er eine „nackte“ Uhr, die eine Vielzahl an Zahnrädern und Hebeln entblößt – als er zur Erklärung ausholt, merkt man, dass das wohl doch nicht alles so einfach ist, wie er es darstellt. Kurz: Ein Gewicht treibt das Räderwerk an, die Hemmung dient als Verbindungsstück und sorgt für das geregelte „Tick Tack“.

Aus einem der zahlreichen Zeitmessgeräte, die wie eine Art Tapete jedes Stückchen Wand schmücken, ertönt plötzlich der Kuckucksruf. Viele Uhren verbringen Wochen in der Werkstatt, damit die Zeit wieder ordentlich einreguliert werden kann.

„Die Auftragsbearbeitung kann bis zu einem halben Jahr dauern. Kommt drauf an, wie kaputt das Stück ist und wie kompliziert die Reparatur“, schildert der Uhrmachermeister, der auch Goldschmied ist und von Zeit zu Zeit Schmuck repariert. Von diesen beiden Faktoren hängt dann auch der Preis ab, der nach Stunden berechnet wird.

Winzige Dimensionen
Bei Armbanduhren kann man meist Ersatzteile bestellen, doch für Pendeluhren und ähnliche muss man diese eigenhändig anfertigen. Da ist Einfallsreichtum gefragt. „Man muss sich auch lange konzentrieren sowie feinmotorisch gut mit den Händen arbeiten können - und vor allem gute Augen haben“, betont Zoller und holt ein kleines Kunststoffsystem hervor. Mit einer Pipette hebt er ein paar Ersatzteile für Männer-Armbanduhren heraus.

Darunter eine Schraube, die gerade mal einen Millimeter groß ist – man kann sich die Dimensionen bei den Frauen-Modellen ausmalen. Mechanische Modelle sind laut Zoller bei der jüngeren Generation wieder groß im Trend. Er glaubt: „Sie werden nie ganz von den digitalen verdrängt werden. Nur die Uhrmacher werden weniger.“

Bald fünfte Generation?
Darauf deuten auch die Zahlen hin: 31 Uhrmacher und einen Lehrling gibt es laut Auskünften der WK in Tirol, vier gingen seit 2020 verloren. In der Familie von Zoller wird das Handwerk seit vier Generationen ausgeübt. Bei seinen Sprösslingen könnte er sich vorstellen, dass ein Nachfolger dabei ist – das sollen sie aber selbst entscheiden, wenn sie alt genug sind. Die Zeit wird es zeigen

Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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