Lokalaugenschein

Mordopfer Sara hatte gegen Ex-Freund keine Chance

(Bild: Christian Jauschowetz)

Es waren schlimme Bilder aus der Gerichtsmedizin, die am Mittwoch den Geschworenen in Graz gezeigt wurden. Blutdurchtränkte Kleidung, sechs Durschüsse im Körper. Sara (34) hatte gegen ihren Ex-Freund nicht den Hauch einer Chance. Der angeklagte Jurist aus Wolfern beharrt indes auf seiner Notwehrversion.

Mittwochvormittag sind zuerst die Geschworenen - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - mit dem Richtersenat, der Staatsanwältin, den Gutachtern und den Ermittlern des Landeskriminalamt zum damaligen Tatort im oststeirischen Großwilfersdorf gefahren. Der Oberösterreicher demonstrierte zum ersten Mal seine Sicht der Abläufe – und das mit sehr vielen Tränen. Er hätte ja so viel Angst gehabt, weil seine Ex-Freundin ihn doch erschießen wollte. Wie sich dann allerdings bei der Gutachtens-Erstattung durch die Gerichtsmedizinerin herausstellte, deckt sich seine Version so gar nicht mit den Verletzungen des Opfer.

Streng bewacht kam der Angeklagte zur Tatrekonstruktion

(Bild: Schulter Christian)

Sechs Durchschüsse im Körper des Opfers
So erklärte der Angeklagte ja wiederholt, die junge Mutter hätte mit einer Waffe (die nie gefunden wurde) auf ihn gezielt. Doch die Schussverletzungen an ihren Unterarmen zeigen klar, dass sie ihre Hände schützend vor dem Gesicht hatte, als er immer wieder auf die 34-Jährige schoss. Sechs Durchschüsse, einen Steckschuss und einen Prellschuss durch eine Tür hindurch zählte die Sachverständige. Daraus resultierend 15 schussbedingte Verletzungen. „Es war ein hochgradiger Blutverlust.“

Viel Polizeipräsenz beim Lokalaugenschein

(Bild: Schulter Christian)

Keine Störung der Persönlichkeit
Während ihrer Ausführungen, die von Fotos des Opfers unterlegt wurden, blickte der Angeklagte die ganze Zeit starr zu Boden. Für viele überraschend attestierten der psychologischen und der psychiatrischen Gutachter dem Angeklagten kein Vollbild einer Persönlichkeitsstörung. Er habe lediglich Defizite in der Aufarbeitung von Emotionen sowie eine gewisse Empathielosigkeit, hieß es in den Expertisen. Heute könnte es ein Urteil geben.

Eva Stockner, Kronen Zeitung