Hotel Europa Innsbruck

Museen: „Gegenstände sind für uns nicht relevant“

Tirol
06.02.2021 14:00

Das Inventar des Hotel Europa in Innsbruck kommt - wie berichtet - im Auftrag des Insolvenzverwalters am 9. Februar online unter den Hammer. Auf der Plattform aurena.at kann seit rund zwei Wochen mitgeboten werden. Doch besteht Interesse an den Gegenständen? Vielleicht sogar von den Tiroler Museen?

Im Jahr 1896 errichtet, blickt das ehemalige Fünf-Sterne-Haus auf eine bewegte Geschichte zurück und beherbergte gekrönte Häupter und Promis genauso wie europäische Spitzenpolitiker und Nationalteams. Doch das bekannte Hotel steht vor dem Aus, besiegelt durch ein Insolvenzverfahren, den Verkauf des Traditionshauses, die Zerstörung des Barocksaales sowie der Versteigerung des Inventars.

Die Bandbreite ist enorm. Zu den Highlights zählen Gemälde, antike Holzstatuen und Heiligenfiguren oder Luster und Leuchten des Hotels. Auch Besonderheiten, wie etwa eine bemalte zweiflügelige Schiebetür mit Tiroler Adler oder eine Glockenspeise, die an die Olympischen Winterspiele 1976 erinnert, sind zu finden. Zudem stehen Stücke mit ideellem Wert zum Verkauf – wie etwa Schilder und Drucke des Hotels oder Servietten mit Hotel-Logo.

220 Euro wird pro Luster im Barocksaal geboten
Vor allem für diese Objekte besteht Interesse, wie ein Blick auf die Homepage zeigt. Für die Metallschilder mit der Aufschrift „Grand Hotel De L’Europe 120 Jahre“ gibt es derzeit knapp 390 Gebote. Das höchste beträgt im Moment 70 Euro. Auch zwei beschädigte Luster, die noch im zerstörten Barocksaal hängen, stoßen auf Interesse. 34 Gebote wurden bisher abgegeben, das aktuelle Höchstgebot beträgt 220 Euro pro Luster. Außerdem weist ein Gemälde zwölf Gebote auf. Das höchste beläuft sich derzeit auf 950 €.

Die ehemalige Direktorin Doris Kittler hat im „Krone-Gespräch“ ihren Wunsch kundgetan, dass möglichst viele „der wertvollen Gegenstände in Tiroler Hand bleiben“. Aus diesem Grund hat sie sämtliche Museen und zuständigen Stellen kontaktiert – in der Hoffnung, dass diese ihrem Wunsch nachkommen. Doch haben sie das auch tatsächlich vor?

„Prüfung des Inventars erfolgte professionell“
„Es ist eine verhakte Situation“, betont Peter Assmann, Direktor der Tiroler Landesmuseen. Selbstverständlich gäbe es eine Geschichte, die mit dem Hotel verbunden sei. „Wir haben uns auch von unterschiedlicher fachlicher Seite – historische Sammlungen bzw. Volkskunde/Volkskunst – mit den Möglichkeiten eines Ankaufs von Teilen des ehemaligen Hotelinventars beschäftigt. Jedoch haben wir nach Durchsicht des Angebotes keine für unsere Museumssammlungen relevanten Objekte gefunden. Auch weil sich Vergleichsobjekte bereits in unseren Sammlungen befinden“, erläutert er. Hinzu komme, dass der mittlerweile zerstörte Barocksaal „eine Neuinterpretation des Barockstils“ sei.

„Das ist kein Skandal, sondern Traurigkeit“
Prinzipiell sei es der Lauf der Geschichte, dass ein neuer Käufer etwas anderes aus dem Hotel mache, wenn er die Möglichkeit dazu habe. „Das ist kein Skandal, sondern eine Traurigkeit, die dem Wirtschaftsleben entspricht“, sagt Assmann.

Lukas Morscher, Leiter des Stadtarchivs der Stadt Innsbruck, äußert sich zur Causa wie folgt: „Wir haben zahlreiche Hinweise auf die Verscherbelung bekommen. Persönlich lehne ich es ab, bei einer solchen Versteigerung mitzutun und damit die Eigentümer auch noch darin zu bestärken.“

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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