Hotel Europa Innsbruck

Inventar wird online zu Spottpreisen verscherbelt

Tirol
17.01.2021 10:00

Die Causa rund um den Verkauf des bekannten Hotel Europa in Innsbruck und die Zerstörung des historischen Barocksaals - die „Krone“ berichtete ausführlich - wird immer skurriler und sorgt weiterhin für Kopfschütteln. Denn mehr als 1500 Gegenstände der Inneneinrichtung des ehemaligen 5-Sterne-Hotels werden auf einer Auktionsplattform zu Spottpreisen verscherbelt!

Darf es ein großer, beschädigter Luster des Barocksaales sein? Oder doch lieber mit Samt gepolsterte Stühle, Ölbilder von historischen Persönlichkeiten, Gepäckstransportwägen, Geschirr samt Besteck, Backformen, Tiefkühlschränke, Leergut, Putzmittel, Mülleimer, Feuerlöscher, Blumentöpfe, teils verstaubte Büroutensilien oder sogar ein VW-Golf ohne Papiere?

Eine Fülle von Gegenständen ist derzeit auf der heimischen Auktionsplattform aurena.at aufgelistet – und zwar wahrhaftig zu Schleuderpreisen! Ab sofort kann ein Angebot abgegeben werden, bereits mit wenigen Euro ist man im Rennen.

45 Saucenschalen um gerade einmal fünf Euro
Bisher hält sich der Ansturm allerdings in Grenzen. Einen Interessenten gibt es etwa für eine Tischdeko um drei Euro, für 45 Saucenschalen wurden bisher fünf Euro geboten, für einen großen Echtholztisch immerhin schon 30 Euro und auch für den VW Golf ohne Papiere interessieren sich Käufer, sogar gleich vier. Das bisher höchste abgegebene Angebot beträgt 1400 Euro. Es wird stets darauf hingewiesen, dass die Auktionsgebühr 18% und die Mehrwertsteuer 20% betragen.

Die Online-Auktion läuft noch bis Dienstag, den 2. Februar. Ein Besichtigungstermin für die angebotenen Utensilien im Hotel am Südtirolerplatz ist für Montag, 1. Februar, von 13 bis 16 Uhr angesetzt. Abgeholt sollen die Gegenstände am Donnerstag, den 4. Februar, sowie am Freitag, den 5. Februar, werden – jeweils zwischen 8 und 15 Uhr. Ein Versand ist nicht möglich. Ebenso wenig gewünscht ist eine Bankomat- oder auch Kreditkartenzahlung. Nur Bares ist Wahres – und das direkt bei der Abholung.

„Umgang mit Kulturgut ist einfach rücksichtlos“
Ein großes Stück der Tiroler Geschichte wird somit nicht nur mutwillig zerstört, sondern schamlos verscherbelt. Das Entsetzen darüber ist sowohl in der Bevölkerung und bei den „Tiroler Krone“-Lesern als auch bei politischen Parteien groß.

„Rücksichtsloser Umgang mit Kulturgut“
GR Gerald Depaoli hat die Causa bekannterweise ans Licht gebracht. „Nicht nur der Saal wird zerstört, sondern jetzt wird sogar auch noch der Luster um ein lächerliches Maximalangebot von 40 Euro versteigert“, zeigt er sich schockiert über den „rücksichtslosen Umgang mit diesem wichtigen Kulturgut“.

Ähnlich fassungslos ist GR Mesut Onay von der Alternativen Liste Innsbruck: „Die Zerstörung des Barocksaales sowie die Demolierung der Gemälde ist kein Umgang mit Kultur.“ Er fordert einen politischen Schulterschluss, um Bauprojekte von Immobilienspekulanten nicht länger einfach so durchzuwinken. „Die Politik muss der Dreistigkeit von Immobilienspekulanten auf der Stelle den Riegen vorschieben. Denn so etwas darf kein Präzedenzfall werden“, verdeutlicht Onay.

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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