Festakt am Heldenplatz

„Gemeinsam in einem Boot, auf sehr unruhiger See“

Politik
26.10.2020 12:33

Corona-bedingt vorwiegend virtuell haben die heurigen Festlichkeiten zum Nationalfeiertag stattgefunden. Lediglich die Kranzniederlegungen und die Rekrutenangelobung am Wiener Heldenplatz gingen „live“ über die Bühne - allerdings in Minimal-Besetzung und von der Krise inhaltlich stark dominiert. Die Staatsspitze schwor die Bevölkerung auf „bevorstehende Anstrengungen“ ein: „Die nächsten Monate werden ein Kraftakt für uns alle“, sagte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Bundespräsident Alexander Van der Bellen appellierte an den Zusammenhalt, denn „wir sitzen gemeinsam in einem Boot, auf sehr unruhiger See“.

Der Festakt fand in einer sehr abgespeckten Form statt. Sowohl die traditionelle Leistungsschau des Bundesheeres, die sich zum 25. Mal gejährt hätte, als auch Führungen durch die Hofburg, das Parlament und die Ministerin fanden nur online statt oder fielen überhaupt aus. Die ebenfalls traditionelle Angelobung von Rekruten ging eingeschränkt über die Bühne, es wurden nur zwölf statt wie ursprünglich geplant 300 Rekruten angelobt.

Wolkendecke bremst Eurofighter aus
Auch das Wetter spielte nicht ganz mit, der Überflug von drei Eurofightern und vier Saab 105 war aufgrund der dichten Wolkendecke für die - wenig zahlreich erschienenen - Zaungäste rund um den (abgeriegelten) Heldenplatz nur zu hören, aber nicht zu sehen.

„Zusammenhalten, um durch Unwetter zu kommen“
Bundespräsident Van der Bellen appellierte in seiner Ansprache an den Zusammenhalt: „Wir müssen zusammenhalten, um gut durch dieses Unwetter zu kommen.“ Solange es keinen Impfstoff gibt, sei das beste Rezept zur Überwindung der Pandemie der Zusammenhalt. „Das Aufeinander-Schauen. Das gegenseitige Helfen. Diese sehr österreichischen Eigenschaften, sie helfen uns jetzt in der Pandemie.“

„Friede und Freiheit nicht selbstverständlich“
Kanzler Kurz erinnerte an die Bedeutung des Nationalfeiertags. „Der Friede, die Freiheit und der Wohlstand, den wir oft als selbstverständlich erachten, ist in Wahrheit alles andere als selbstverständlich.“ Den großen Teil seiner Rede widmete er der Corona-Pandemie. „Diese Krise ist, ohne Zweifel, eine der härtesten Herausforderungen, die wir als Gesellschaft seit dem Zweiten Weltkrieg zu meistern haben.“

„Krise nicht von Dauer“
„Ich weiß, diese Krise verlangt uns allen viel ab.“ Viele seien „erschöpft, wollen von Corona nichts mehr hören und können einfach nicht mehr“. Ihnen wolle er als Staatsbürger sagen: „Ich verstehe das.“ Doch als Regierungschef sei es nicht seine Aufgabe, zu sagen, was manche hören wollen: „Wer werden noch viele Monate mit dem Virus leben müssen. Wir werden durchhalten müssen, bis ein Impfstoff uns eine Rückkehr zur Normalität möglich macht.“ Wenn Frust, Unmut oder Wut stärker werden, solle man sich daran erinnern, „dass diese Krise nicht von Dauer ist und ein Ende absehbar ist“.

„Ohne Bundesheer sind Krisen nicht zu bewältigen“
Der Kanzler lobte alle Institutionen des Landes und besonders das österreichische Bundesheer, das „in dieser Krise Großes“ geleistet habe. „Die letzten Monate haben wieder einmal gezeigt: Ohne ein funktionierendes Bundesheer sind Krisen wie diese nicht zu bewältigen.“ Die Ausstattung des Heeres werde daher eine Priorität bleiben.

Tanner: „Kampf noch lange nicht gewonnen“
Auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bedankte sich bei den Soldaten des Bundesheeres für ihre Leistungen. Tausende Soldaten hätten an der Bewältigung der Krise gearbeitet und „bei gesundheitsbehördlichen Kontrollen, beim Contact Tracing oder auch in den diversen Teststraßen“ Millionen von Arbeitsstunden geleistet. Und jetzt, „mitten in der zweiten Welle, müssen wir feststellen, dass dieser Kampf noch lange nicht gewonnen ist und wir weiterhin unser Heer zur Bewältigung dieser Krise brauchen“, so Tanner. Der Dienst beim Bundesheer sei „ein Dienst an uns allen“, doch ohne Hilfe könne das Bundesheer den „unsichtbaren Feind nicht besiegen“. Nur wenn „alle die Maßnahmen einhalten, gemeinsam Abstand halten, Hygieneregeln befolgen und Kontakte reduzieren“ würden, könne man „gemeinsam diese Krise bewältigen“. Österreich sei eines der „sichersten und schönsten Länder der Welt“, dies sei „ein Geschenk und nicht selbstverständlich“.

Die Corona-Krise und die damit verbundene erstmalige Aufbietung der Miliz hätten gezeigt, wie wichtig die Miliz sei und dass in diesem Bereich viel zu tun sei. „Die Miliz muss regelmäßig üben und auch personell gut ausgestattet sein.“ Dem Bundesheer obliege die militärische Landesverteidigung, das müsse auch in Zukunft so sein. Die Soldaten der Zukunft müssten aber viel mehr können als bisher. „Sie müssen für den digitalen Kampf und die Abwehr von Terrorangriffen oder auch Blackouts bereit sein“, so die Ministerin.

Video: Regierung will „neue Anreize für Miliz setzen

„Müssen Landesverteidigung wieder zum Leben erwecken“
Es brauche aber auch ein Umdenken in der Gesellschaft. Aktuelle Umfragen zeigen, dass die Bereitschaft, das Land zu verteidigen, bei vielen Menschen gering sei. „Dies ist ein drastisches Zeugnis und eine große gesellschaftliche Herausforderung. Diese umfassende Landesverteidigung müssen wir wieder zum Leben erwecken. Sie muss in Schulen, Unternehmen und sogar in den Familien stattfinden“, so Tanner.

Ruzowitzky-Kurzfilme als Rahmenprogramm
Die Fernsehübertragung des Events durch den ORF wurde immer wieder durch Kurzfilme aufgelockert, in denen Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky Grundwehrdiener vorstellte. Unter ihnen war ein in Tschetschenien geborener Soldat, der von seinen Kindheitserinnerungen an den Krieg in der russischen Teilrepublik berichtete, und der Behindertensportler und Paralympics-Sieger Walter Ablinger.

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