Neue Details bekannt
Hier verlassen befreite Kinder ihr „Horror-Haus“
Immer neue Details aus dem „Horror-Haus“ von Oviedo kommen in diesen Stunden ans Tageslicht. Ein deutsches Ehepaar hielt dort seit Jahren seine Kinder fest. Die spanische Polizei veröffentlichte nun Bilder und Details, die selbst erfahrene Ermittler erschaudern lassen.
Sie mussten in Dunkelheit leben, jahrelang Masken tragen und im Müll hausen. Das Schicksal von drei Brüdern (acht und zehn Jahre alt) bewegt aktuell Spanien. Im Zuge der Corona-Pandemie hatten sich ihre Eltern komplett zurückgezogen. Ihre Kinder durften seit Oktober 2021 offenbar kaum Tageslicht sehen, berichten spanische Medien.
Polizisten schilderten verstörende Szenen: Als die Kinder das Haus verließen, hatten sie Koordinationsprobleme, liefen unsicher herum. „Sobald wir sie herausgeholt hatten, begannen alle drei tief durchzuatmen, als wären sie noch nie an der frischen Luft gewesen“, sagte ein Ermittler der Zeitung „La Nueva España“. Ein Kind habe sich ins Gras geworfen.
Die Betroffenheit stand Einsatzleiter Javier Lozano ins Gesicht geschrieben, als er in Oviedo im Norden des Landes über die Aktion zur Befreiung der Kinder berichtete. „Die Beamten waren fassungslos, eine solche Situation hatten wir hier in Oviedo noch nie.“
Die Polizei veröffentlichte Bilder von dem Moment, als zwei der drei Brüder in die Freiheit geführt wurden:
Der Einsatzleiter erzählte, dass eine Nachbarin Mitte April die Polizei alarmiert habe. Man habe das Haus seitdem beobachtet. Die Kinder hätten es in diesem Zeitraum nie verlassen. Die Eltern hätten in diesen circa zwei Wochen die Tür auch nur zum Empfang von Onlinebestellungen geöffnet.
Vom Stromausfall überrascht
Am Montag sei schließlich die Befreiungsaktion gestartet worden. Dabei seien die Einsatzkräfte vom massiven Stromausfall in ganz Spanien überrascht worden. „Wir stellten aber schnell eine gravierende Gefährdung des Wohls und der Gesundheit der Kinder fest.“
Lozano wurde unter anderem vom staatlichen Fernsehsender RTVE und der Regionalzeitung „La Nueva España“ mit den Worten zitiert, es habe sich um ein wahres „Horror-Haus“ gehandelt. Die vorgefundene Situation ließ selbst erfahrene Ermittler erschaudern. Medien veröffentlichten unter Berufung auf die Behörden erschütternde Details.
„Die Kinder waren schmutzig, in Schlafanzügen und schwer vernachlässigt“, hieß es. Sie seien auch „deutlich unterernährt“. Das Haus sei „überall mit Müll übersät“ gewesen, „selbst unter den Betten“. Man habe dort inmitten von Exkrementen auch eine schwer kranke Katze gefunden. Die letzten medizinischen Unterlagen der Kinder sollen laut spanischen Medien aus dem Jahr 2019 stammen und in Deutschland ausgestellt worden sein.
Die Kinder, achtjährige Zwillinge und ein zehnjähriger Bub, hätten in zum Teil zu kleinen Gitterbetten schlafen müssen. Sie seien von ihren Eltern gezwungen worden, Windeln und Mundnasenmasken zu tragen, und völlig von der Außenwelt abgeschottet gewesen. Nicht einmal in den Garten des Hauses hätten sie gedurft. „Wir haben drei Minderjährigen das Leben zurückgegeben. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas in diesem Land passieren könnte“, sagte Lozano.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Eltern wurden am Mittwoch einer Ermittlungsrichterin vorgeführt. Nach der Befragung ordnete sie auf Antrag der Staatsanwaltschaft für beide Untersuchungshaft ohne Recht auf Freilassung auf Kaution an. Zudem beschloss sie die Aussetzung des Sorgerechts, das der Regierung der Region Asturien übertragen wird, wie das Oberste Gericht Asturiens (TSJA) mitteilte.
Man habe ein Verfahren wegen häuslicher Gewalt mit regelmäßigem psychologischem Missbrauch und Kindesvernachlässigung eingeleitet, hieß es in der von der Nachrichtenagentur Europa Press veröffentlichten Mitteilung. Möglicherweise liege auch die Straftat der Freiheitsberaubung vor. Die Festgenommenen wurden unverzüglich in das Strafvollzugszentrum von Asturien überführt. Beim Vater soll es sich um einen Doktor der Philosophie aus Hamburg handeln. Die stark verwahrlosten Kinder wurden laut Einsatzkräften in einem Heim untergebracht.
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